Fr 7 Apr 2006
Nur schnell, er macht nicht lange, nur hurtig will er etwas erzählen darüber, warum er ein Roter geworden, ein Roter geblieben und nicht ein noch Röterer geworden ist. Nach sechzig Jahren Parteizugehörigkeit ist er kein Jungspund mehr, aber noch im Saft, wenn es darauf ankommt.
Beigetreten ist er wegen dem Iten, dem Iten Klaus, einem Zweier [Jg. 1902], wir kannten ihn ja sicher. Er selber war ja zuerst ein Roter Fuchs gewesen, damals in der Druckerlehre. Dazu war er noch in der Gewerkschaft, ja natürlich. Das war ganz anders, das war noch etwas für jeden Beruf einzeln. Dort hat ihn dann mal einer zu einer Parteiversammlung der Sozialdemokraten eingeladen, und das war eine Ehre damals, das weiss man ja heute nicht mehr. Heute empfindet man das ja als Zwang.
Und an dieser Versammlung hatten ein Alter und ein Junger einen Disput, aber es würde zu weit führen, wenn er den auch noch erklärte, er wolle ja nicht lange machen, andere würden auch noch geehrt, für 50 und 45 und 40 und 25 Jahre SP und wollten ja auch noch etwas sagen.
Jedenfalls war da an dieser Mitgliederversammlung diese heftige Debatte zwischen dem Alten und dem Jungen. Und da hat er sich auf die Seite des Jungen geschlagen, einfach weil er es gewohnt war von der Druckerei und den Roten Füchsen, dass den Jungen sonst gar nicht zugehört wird. Wenn sie nicht zusammenhalten, kommen sie nie zu Wort, kein einziges Sterbenswörtchen wird ihnen gewährt. Er hat sich also in die Bresche geschlagen für den Jungen und da hat der Iten ihn am Arm genommen. Und der Iten Klaus, der hat ihm dann ruhig erklärt: Schau, du hast recht. Und auch der andere Junge. Wir wissen das. Es ist immer die Frage, wie man etwas anschaut. Aus welcher Perspektive. Eine Frage, wie alt einer ist, wo er arbeitet, wie lange er noch zu arbeiten und wie viele Kinder er zu ernähren hat. Und deshalb kann man es so oder anders sehen. Und deshalb hat auch der Alte recht. Ihr hört ihn an, er hört euch an. So läuft das hier.
Und dann – wegen dem Iten Klaus – hat er erlebt, dass die rote Politik gar keine Hierachie braucht wie im Militär, dass man einander zuhören kann und dass man normal reden und auch einmal den Standpunkt wechseln kann. Und dann ist er geblieben, sechzig Jahre, wegen dem Iten Klaus.
Er hat geschlossen.
[Ich liebe Ehrungen in der SP. Es ist ein Anlass der schönen Geschichten. Und bevor die SVP in diesem Kanton die Mehrheit bekommt, muss das mal gesagt sein.]
April 7th, 2006 at 23:57
Welch schöne Hommage an einen roten Alten! Ich freue mich, dass dieser Beitrag hier im blogk steht.
April 9th, 2006 at 20:07
Es ist was schiefgelaufen beim „Sechser für Bern“. Hat nicht die Mehrheit. Wir haben. Wer weiss, vielleicht dank dem Iten Klaus.
April 9th, 2006 at 22:20
Den ganzen Tag habe ich an den Iten Klaus und seine Nachkommen gedacht!
April 9th, 2006 at 23:00
neinnein, hat sie nicht, die svp :-)))
schöne geschichte vom iten!