Do 11 Mai 2006
Pro Jahr spreche ich viermal mit meinem Nachbarn zur Linken. Ich weiss, das ist wenig, hängt aber keinesewegs mit der vielzitierten Anonymität im Block zusammen. Herr J. kann den Zeitpunkt unserer saisonalen Plauderei selber auswählen. Dazu beugt er sich gefährlich weit über die Balkonbrüstung und erteilt mir Ratschläge, wie ich meinen Balkon klinisch rein und frei von jeglichem Unkräutlein halten könnte.
Auf seiner Terrasse nimmt er jeden einzelnen Verbundstein aus dem Splitterbett, fegt ihn mit Schmierseifenwasser und einer weichen Bürste. Den Splitter schaufelt er in ein Löcherbecken, wäscht die Steinchen einzeln, passt auf, dass er dabei nicht ein Sämchen Unkraut übersieht und setzt das Ganze in nächtlicher Fleissarbeit wieder zusammen. Auch seine Kupfervögel auf dem Geländer pflegt er sorgsam, kontrolliert besonders die Halterungen, denn er möchte nicht, dass jemandem aus 40 Meter Höhe ein Rabe oder eine Wildente auf den Kopf fallen.
Heute kam er zurück von den Kanaren. Es war dort windig und sehr warm.
Aber nun muss er sich wieder ans Steinewaschen machen, ist sichtlich enttäuscht, dass ich seine bewährte Methode der ökologischen Unkraut- und Schmutzvertilgung nicht übernehmen will.
Auf meinem Balkon gibt es ca. 1800 Verbundsteine!
Mai 12th, 2006 at 00:12
Also, in dieser Höhe ist doch jedes Unkräutlein begrüßenswert; der Herr J. muss allerdings aufpassen, dass es ihn nicht über die Brüstung schlägt, das wäre äußerst unrein und nich so einfach … o o.k ende des comm.
Mai 12th, 2006 at 00:27
Ich heisse die Kräutlein auch willkommen, aber der Nachbar muss allein auf sich aufpassen.
Gute Nacht in eine andere Zähringerstadt.
Mai 12th, 2006 at 08:39
Also da ich ja unter einer Terrasse wohne, kann ich davon Kund tun, dass nicht jedes Kräutlein willkommen ist, weil die sanften Dinger irgendwann mal den Röhren entlang wachsen und bei mir die Decke sprengen. Allerdings reicht ein wenig jäten aus, aparte Hard-Core-Reinigung von einzelnen Verbundsteinen ist aber nicht nötig und killt auch noch den letzten Fisch.
Mai 12th, 2006 at 10:56
Eine Präzisierung zu den willkommenen Kräutlein: Es ist erstaunlich, was einem in dieser Höhe alles zugeweht wird. Ich hebe die „Unkräuter“ aus den Ritzen und pflanze sie in Kistchen und Töpfe: Thymian, Rosmarin, Tagetes, Buchs, Baldrian, Stiefmütterchen, Lobelien, Kamille, Dreispitzblume, Sonnenblume, Ahorn …
Heute war die Bachstelze da. Sie liebt es, in Petersilienbüschen zu nisten. Die Amseln kratzen zwischen dem Immergrün nach Würmern und baden im Becken mit Wasserhahnenfuss, Wassernuss und Wasseriris. Auch in luftiger Höhe gibts Natur pur;-)