Hinter der kleinen Kirche stürzt sich der Fallbach über die steile Fluh ins Tal. Das Wasser rauscht, die Totenglocke bimmelt mehr munter als traurig. Das Stockhorn ist nicht zu sehen, man ist zu nah an der Felswand. Das frische Grab ist mit einem grünen Flies bedeckt. Der engste Familienkreis hat eben erst meinen greisen Onkel Ernst beerdigt. Seit sechzig Jahren war ich nicht mehr in dieser kleinen mittelalterlichen Kirche, habe sie als feuchtkalte, dunkle Gruft in Erinnerung. Aber nein, die Trauergemeinde sitzt im Warmen. Während „der Pastor“ die Verse aus Jesaja 43, 1-7 mit fester Stimme totprügelt – die Akustik ist bemerkenswert – betrachte ich die Decke, ein Kunstwerk des Zimmermanns und des Kerbschnitzers. Die mittelalterlichen Glasfenster leuchten in warmen Farben. Ein Chor singt. Dann spielen die Töchter und Enkelinnen ein Flötenstück, sehr feierlich. Den Lebenslauf, nun vom Pastor vorgelesen, hatte Ernst selber verfasst. Ein lieber, fleissiger, kluger und dankbarer Mensch war er, dieser angeheiratete Onkel. In meiner Erinnerung sitzt er auf seinem blitzsauberen Motorrad, trägt eine dieser gfürchigen Schutzbrillen mit runden Flaschenbödengläsern und eine Lederkappe.


Uralt

(Sankt Nikolaus Kirche Blumenstein: Fresko: Heiliger Christophorus)

Es ist ein eigenartiger Tag so nah am Berg.
Im Bären-Säli wird man dann total in ein Erinnerungsbad eingeweicht, muss auch ein bisschen aufpassen, dass alte Familiengeschichten nicht in falsche Hälse …
Neben Kartoffelsalat mit warmer Hamme notiere ich Geburtsdaten und Namen von neuen Familienmitgliedern, um später den Stammbaum zu aktualisieren.