Sie werde zwar ein bisschen ausgelacht wegen ihrer Vorliebe zu Barchent-Bettwäsche, erzählt mir meine Freundin C. Dabei gebe es besonders des winters nichts Angenehmeres und Wohligeres als diese. Stimmt, das kenne ich aus meiner Kindheit. Barchent gehört zum Bünzligen, wie Bettsocken, Eckbänke, Kreuzstich auf Teewärmer, Neujahrskärtchen mit verschneiten Tannen hinter Alphütten …
Wir beschliessen, den Abend einmal nicht dem Originellen, sondern dem Bünzligen zu widmen und machen uns auf in den „Jäger“. Der war schon da, bevor hier die Hochhäuser in den Himmel wuchsen. Täfer, weisse Vorhänge, Astern als Tischblumen. Die alte Bise kennt sich im Westen gut aus, rüttelt an der Pergola und fährt uns kalt in den Kragen. Zum Aufwärmen bestellen wir ein bünzliges „Kafi fertig“ (süsser Kaffee mit Schnaps im Glas) und schauen uns in den mitgebrachten Versandkatalogen die Barchent-Bettwäsche an.
C. will den Hasenrücken mit Spätzli probieren, ich nehme Rösti mit Emmentaler-Bratwurst an einer Zwiebelsauce – voll bünzlig.
Manchmal geht dieses Bünzlitum aber doch zu weit. Z.B. im Spital, welches durchgehend einen Innenanstrich mit 90/10 bekommt. Meine Freundin, die Malerin, hätte jeder Abteilung des Krankenhauses gerne eine eigene Farbe gegeben, aber die Innenarchitektin hält nichts von solch gravierenden Veränderungen.
So wird C. morgen Abend, wenn die riesige Spitalküche leer ist, auch den Abflusskanälen diese gelblichweisse Standartfarbe 90/10 verpassen und drauf verzichten, ihnen Fisch- oder Drachenschuppen aufzumalen.

Der Rentner neben uns lässt sich den Rest seines panierten Schnitzels einpacken: „Zum Aufwärmen für morgen, danke.“