Schon wieder ist die Wochenteilung, wie früher Nachbar Hirsiger den Mittwoch nannte, längst vorbei. Dabei wollte ich doch etwas übers vergangene Wochenende schreiben, was ich jetzt verspätet tue, denn sonst wären meine Notizen im Minimoleskine umsonst gewesen. SamstagSonntage muss ich seit langem „planen“, was eigentlich unnütz ist, denn vielleicht verpasst man bei diesem Überangebot an Events immer das noch Interessantere. Weder Flüchtlingstag auf dem Bundesplatz, noch Kantonal Bernisches Jodlerfest in Schwarzenburg, Brocante in Düdingen, Greenfield in Interlaken oder Offene Gartentür in Wabern konnte ich am letzten Wochenende berücksichtigen, leider auch nicht die Einweihung des neuen Kinderspielplatzes des Kompetenzzentrums für Demenz in meiner Nachbarschaft. Denn ich musste zum Hausmann, besser gesagt: zum Hausmann der Nation. Der gab eine Vorstellung im Tscharni. Ich kenne ihn ja nur vom Brüggepuur Migros Magazin, wo er die wöchentliche Kolumne schreibt. Da unser Quartier, ausser ab und zu den Stadtpräsidenten, selten Promis zu Besuch hat, wollte ich mir diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Das Publikum bestand, wie erwartet, hauptsächlich aus Frauen, mehr älteren als jungen. Meine Nachbarin Barbara, die Zeitungsverteilerin, fand es super, den Hausmann mal in echt zu sehen und erst noch gratis.
Wenn einer dann anfängt mit „Tscharnerguet, du bisches„, wie es der Berner aus Zürich tat (verwandt mit Chlöusu Friedli), kann er anschliessend beinahe alles erzählen.

Er ist einer von uns, hier in der Gegend aufgewachsen, mit Bekannten von uns zur Schule gegangen, hat schon als Kind in unserem Orangen Riesen eingekauft, heiratete dann aber in die orange Konkurrenz. Wie mussten wir Zuhörerinnen lachen, als der Hausmann sein Hemd aufriss und darunter ein „Migroskind“-T-Shirt trug. Klar, zeigt er dieses Shirt auch bei seinen Vorstellungen in Rüeggisberg, Grasswil, Köniz, Heimberg, Niederbipp und Arni, aber dieser Gag wird sicher nirgens begeisterter angenommen, als hier bei uns. Alles, jedes winzige Detail, aus dem Leben als Hausmanns interessiert. Weil wir ja die wöchentlichen Kolumnen lesen und im Bekanntenkreis dafür belächelt werden, kennen wir Familie Hausmann schon wie die Leute aus der Lindenstrasse. Klar, putzen wir das Lavabo längst nach Hausmanns Art und haben den gratinierten Fenchel lieben gelernt. Klar, fänen wir wie er für YB und finden „Pizza Bethlehem“ auch toll. Weil der Hausmann es uns vormacht, klauben wir winzige Legoteilchen, Puppenschühchen und minigste Puppenbüstenhälterchen aus dem Staubsaugersack und sitzen mit dem Microfasertuch vor dem TV, in der Hoffnung, dass es uns doch noch gelingt, die verdreckten Bildschirme in den Sportstudios zu polieren. Wir lesen die Kolumne, bevor wir die Sonderangebote und Aktionen im Orangen-Riesen-Magazin durchackern.
So machte es uns Zuhörerinnen im Gemeinschaftszentrum Tscharnergut nichts aus, einiges zu hören, was wir schon wussten. Schliesslich beherrscht der Hausmann die Kunst, einem die ödesten Hausarbeiten als attraktiv zu verklickern. Selbst ich poliere die Lavabos seit Monaten auch von unten.
Der begeisterte Applaus im Gemeinschaftszentrum Tscharnergut war dem Gast, der sich nicht zu der Cervelat-, eher zu der Chipolataprominenz zählt, sicher.

Vor weiblicher Konkurrenz muss sich der Hausmann einstweilen nicht fürchten. Hausfrau der Nation zu werden ist einfach keine erstrebenswerte Frauenkarriere – schon eher Wochenendplanerin.

(* Bänz Friedli)