Noch drei Wochen und mein erstes Jahr Ruhestand ist vorbei. Es verging – wie alle Jahre nach dreissig – wie im Fluge. Dass ich mindestens vier Jahre lang immer wieder gefragt wurde: „Und, was hast du nach deiner Pensionierung vor?“ ist meine Schuld, schob ich doch diesen Knick immer wieder hinaus. Meine Antworten blieben deshalb vage, so dass man mir u.a. ein Seminar zur Vorbereitung auf das Pensionsalter empfahl (ich verpasste den Anmeldetermin um Monate), mir das Reisen im Alter in den schönsten Farben schilderte (Rhododendronpark im Ammerland soll zauberhaft sein), das Wandern durch unberührte Juraschluchten zu Geheimtipp-Beizen schmackhaft machen wollte (sportlicher Arbeitskollege, der sich für die Schweizer Wanderwege frühpensionieren liess). So schöön seis, auszuschlafen, gemütlich zu zmörgelen, zu lesen, zu handarbeiten, am Montag ins Kino zu gehen (günstiger Montagstarif), zu käfelen, dazu zu plöiderlen, nur noch für sich zu kömerlen, kurz gesagt, pensioniert zu sein bedeute in der heutigen Zeit nicht, mit einem Fuss im Grab zu stehen, nein, es sei ein völlig neuer Lebensabschnitt, der noch laange genossen (Gniess es!) werden könne.
Tatsächlich: planlos und schon beinahe siebzig, habe ich das Jahr überstanden und mir dabei nur eines gewünscht: ab und zu ein bisschen Langeweile.
Klar werde ich fast jeden Tag gefragt, was ich so machte (miech) mit der vielen Zeit, die man selber auch gerne hätte und auf die man sich schon heute freue. Meine Antworten sind dann auch wieder vage, geben nicht viel her. Es wird Zeit, dass ich in einer ruhigen Minute endlich einmal offen und ehrlich in mich gehe: Was tue ich eigentlich?