„Me fat Bajram!“, alles Gute für das Fest nach dem Ramadan, wünscht heute mein Freund all den Leuten, die sich dabei betroffen fühlen, obwohl er selbst nur einen einzigen Tag gefastet hat. In Allahs Herrgotts Frühe radelte er in die Moschee, wo der Vorbeter die mehrheitlich männlichen und weissen Besucher daran erinnerte, dass Gott keinen Unterschied zwischen den Menschen mache. Vor ihm seien alle gleich, egal welcher Herkunft, Hautfarbe und Religion, nur das Herz müsse für den Frieden schlagen. Hände werden geschüttelt, Geschenke verschenkt, SMS verschickt, Besuche gemacht, Süssigkeiten aufgestellt, freie Halbtage bezogen, und es wird in der Welt herum telefoniert. Me fat Bajram!

Nur in Oberbalm merkt davon keiner was. Bisher kannte ich den Ort nur, weil das Postauto zu meinen Grosseltern dort wendet. Aber jetzt unterrichte ich den Winter über in dem für die wenigen SchülerInnen viel zu grossen Schulhaus . Ob unser Auto den Weg auch schaffen wird, wenn Schnee liegt? Der Weg wird auch für die Schule beschwerlich. Nächstes Jahr streicht der Schulinspektor wieder eine Klasse. Der betroffene Lehrer und Schulleiter, der 32 Jahre die Oberstufe unterrichtet hatte, versucht sich auf die neue Herausforderung zu freuen. Aber schlafen könne er nicht mehr. Gestern habe er sich zu Emil eingeladen. Er nehme sich vor, wenn er nachts nach nur vier Stunden Schlaf hellwach im Bett liege, an ihn zu denken. Auch 1st kann wegen ihrer misslichen Arbeitslage nicht schlafen. Die muslimischen Frauen haben heute Nacht gebacken.