Neue Kundin

(Eine zukünftige Elch-Kundin?)

Die Postfinance hat wieder einmal aus unbekannten Gründen einen elektronischen Zusammenbruch, was in der Warteschlange vor der Kasse einige Unruhe verursacht. Hat man eine zweite Karte, um den sperrigen Einkauf im Elchhaus zu bezahlen? Es klappt, weil an diesem Vormittag meist noch Grossmütter mit diversen Kreditkarten die zahlreichen Mütter begleiten. Hoch aufgetürmte Waren in Einkaufswagen, prall gefüllte Elchtaschen, Lampen, Zimmerpflanzen, Korbstühle, Möbelteile in Kartons, Wickelkinder und ihre Taschen, all die lebhaften und hungrigen Fins, Svens, Robins, Lenas und Claras werden von diesen Frauen in Schach gehalten. Bevor alles ins Auto gepackt wird, gibt’s beim Ausgang noch Klo, Wickeltisch, Saft, Kaffee und Bratwurst. Der Elch hat an alles gedacht.
Nach dem Rundgang durchs Haus brauche auch ich eine Bratwurst. Die musikalische Dauerberieselung wird zum Glück nicht bis hierhin geleitet. Eine chinesische Mutter ist daran, ihre beiden Kinder und meine Enkelin vor einer Elchwerbung zu fotografieren: meili, meili. Heisst ihre Tochter Meili oder sind die Kinder meili?
Gerade beisse ich die heisse Wurst an, als ich auch schon mit Namen gegrüsst werde. Ich hasse es, angesprochen zu werden, wenn ich einen vollen Mund habe. Würg, würg. Es ist ein Ehepaar aus meiner Heimatgemeinde auf dem Langen Berg. Sie seien seit Jahren wieder einmal im Elchhaus, führen da eigentlich nie hin. Aber nun, da sie ihr Stöckli renovierten, seien sie auf der Suche nach Vorhängen und Ideen. Da sind sie völlig richtig. Allerdings kann ich ihnen gleich sagen, dass sie hier keine Wanne für ihren geplanten Seerosenteich finden werden. (Ich sage ihnen, wo.)
Sie essen auch Bratwurst.

Auf dem Berg sei es noch kalt, die Kartoffeln trotz Flies erfroren, aber der Nüssler wunderbar und zarter Schnittsalat im Tomatenhaus.
Bis der Senf aufgebraucht ist, reden wir noch ein bisschen von früher, dann gehen die beiden zu den Vorhängen und deren Stangen.

Meine Tochter setzt sich ihr kleines Mädchen auf die Hüften, hängt die Handtasche um und schiebt den Wagen mit den eingekauften Kisten und Schachteln zum Parklatz.

Wir hatten sicher über fünfzig verschieden eingerichtete Musterwohnungen gesehen und Leute beobachtet, die Sofas, Stühle und Betten ausprobierten. (Wenn sie so auf den Matratzen ein bisschen wippen, ganz konzentriert, finde ich das beinahe rührend).
Auch unser kleines Mädchen legte sich auf ein buntes Kinderbett und wollte gleich einschlafen. Nur schwer riss es sich los von diesen Stühlchen, Tischchen, Mond- und Sternelämpchen, bunten Vorhängen. Den Kissenbleistift liess es bis zu den Büromöbeln nicht los.

Dem Elchhaus-Charme kann man sich nicht ganz entziehen, sieht doch alles so schön, freundlich, geschmackvoll, praktisch und platzsparend aus. Dass möglichst viele das Bedürfnis bekommen, ihre Wohnungen umzukrempeln, verstehe ich gut. Dafür arbeiten ja auch ganze Herden von Elchfrauen und -männern.

Mein heutiger Favorit: Dieses Croissant und ein Topf mit einem gelben, küstlichen Rosenstrauch – sieht täuschend echt aus, ist aber kälteresistent.