Eigentlich wollte ich heute nur vor dem Regen flüchten. Deshalb tauchte ich im West-Zugang des Bahnhofs mit dem Glaslift in der Welle unter. Auf Gleis sechs warteten Frauen in Daunenjacken auf die Einfahrt des Zuges nach Interlaken. Heute hatte ich keine Eile. Deshalb fiel mir wahrscheinlich auch zum ersten Mal auf, wie viele Leute im Bahnhof Selbstgespräche führen. Sie kommentierten Reklamen, lasen laut die Anzeigetafeln, wiederholten Abfahrtszeiten, pfiffen oder sangen. Schön, dass sie sich hier so sicher fühlen konnten. Ich holte mir einen Becher Kaffee und stellte mich an den Treffpunkt in der Halle, schaute zu, wie der angekündigte Wind in die Weihnachtsdekoration fuhr und sie zum Pendeln brachte. Auf den neuen „Rauchfrei“-Plakaten verpasste Camel den Zug und auch Malboroman paffte sein Zigarettli im Sattel.
Zu dieser für mich ungewohnten Stunde sah ich kein einziges bekanntes Gesicht und ich hatte einen Moment das Gefühl, auf der Durchreise zu sein.
Trocken Hauptes erreichte ich später den Zytglogge, wo unter den Lauben ein alter Heilsarmeeoffizier den Topf am Kochen hielt, leider ganz ohne Musik.