Heute begegnete ich im Lift nach langer Zeit wieder einmal einer jungen Albanerin. Ich hatte ihr jeweils ein wenig bei den Hausaufgaben geholfen, sie ist erst im Schulalter in die Schweiz gekommen und das Deutsch war mörderisch zu lernen. Ihren wundervollen Aufsatz über den ersten Tag nach ihrer Ankunft aus Kosova hat sie leider nicht mehr. Ein Archiv kann sich nicht leisten, wer vier Zimmer mit sieben anderen Familienmitgliedern teilt.

Ich wusste, dass sie die Diplommittelschule gemacht hatte und sich danach in Abacus Software weiterbildete, weil sie nur eine Stelle an einer Denner-Kasse gefunden hatte, dort aber nicht bleiben wollte. (Für die Statistik, dass Profit-Organisationen entgegen jeder Qualifikation möglichst keine albanischen Namen anstellen, lege ich die Hand ins Feuer, übrigens.) Ob sich das Kursgeld für Abacus lohne, hatte sie mich nämlich vor der Anmeldung skeptisch gefragt und ich habe genickt wie verrückt und dazu „Ja, ja, unbedingt!“ gerufen.

Eben, heute sehe ich sie nach langer Zeit wieder. Busy gekleidet und mit neuer Zahnspange. Ich frage also, ob es nun endlich geklappt habe mit einer Bürostelle? Aber sicher. Sie arbeite seit August als Sachbearbeiterin in einem Bundesamt.

Dieses bringe Mädel! Mit den fünf jüngeren Geschwistern! Die immer wieder zu den Grosseltern zurück mussten: kaum Wasser, kein Strom, kein Bleistift, kein Papier… Die den Kindergarten und die Schule deswegen nur lückenhaft besuchen konnten, weil der Pleitegeier über der Familie schwebte.

Wie schön.

Nachtrag: Es gibt zwei Gründe, die mich mit Stolz auf unsere Bundesämter erfüllen: Ihre Websites (immer blabla.admin.ch) und ihre Integrationsarbeit.