Unsere Kleinkrähen sind in Sand, Sonne, Salz- und Süsswasser gewachsen, besonders an den Füssen.
So flattern Vater und Grossmutter mit ihnen durch die Läden – Mama sitzt bereits in einer Lehrerinnenkonferenz – und besorgen neue Turn- und Hausschuhe, dazu radierbare Tintenroller mit Ersatzpatronen, verschiedenfarbige Leuchtstifte, Leimstifte usw. fürs neue Schuljahr. (Alles „nämele“ nicht vergessen!)
Nach einer Glace-Kaffee-Pause beim Orangen Riesen kaufen wir ein paar Erica gracilis für die Gräber ihrer Urgrosseltern.

Auf der Fahrt durchs Köniztal hinauf auf den Langen Berg entgeht uns keine mausende Katze und keine Kuh- oder Schafherde, sei sie noch so weit entfernt. Nicht, dass ich solche Stotterfahrten auf Landstrassen liebe, wo neben jedem Kalb angehalten oder mindestens langsamer gefahren werden muss, aber meine Enkel wollen alles genau sehen. Weshalb sollten wir Erwachsenen bei so viel Interesse am Landleben nicht riskieren, von einem eiligen Einheimischen gerammt zu werden?
Erreicht man dann die Höhe des Hügelzugs, hat man einen unglaublichen Blick über das Gürbetal, die Voralpen bis ins Freiburgische, die Berner Alpen hinein ins Luzernische und über Hügel und Wälder hinweg auf den Thunersee.
Nachdem wir weiter unten an Herden mit schwarzen Kühen (Angus?) vorbei gekommen sind, grasen hier oben schwere, hornlose Tiere mit weissem Fell (Charolais?). In meiner Jugend war ein einziges graues oder braunes Chueli im Stall ein Grund, nicht in den Milchverband aufgenommen zu werden.
Bei den Simmentaler Flecken mit den Glocken auf der Weide vor dem Tannwald müssen wir natürlich auch eine Fotopause einlegen – ich, als Beifahrerin mit unruhigem Blick in den Rückspiegel.

Das Dorf mit seinem Einfamilienhausfortsatz ist wie ausgestorben. Nur ein wanderndes Paar strebt der Postautohaltestelle zu. Eine Erfrischung am Dorfbrunnen ist nicht möglich. Der Trog ist ausgetrocknet. Ich erinnere mich nicht, ihn je so ungastlich gesehen zu haben. Ist die speisende Quelle versiegt? Hat man ihm das Wasser abgegraben?

Ui, ui, die Kräuter auf den Gräbern hängen über die Umrandungen. Mit der Gartenschere bringe ich Ordnung in dieses duftende Gewucher. Dank der Hilfe von 2nd2nd, male und den Enkeln werden die Ruheplätzchen bald wieder lichter.
Sie suche auf einigen Friedhöfen nach Ideen für das Grab ihrer kürzlich verstorbenen Mutter, erzählt mir eine Frau. Heute zeige sie der Familie die beiden Gräber mit den Kräutern und dem Rosenstab. So etwas hätte ihrem Mueti gut gefallen.

Rast auf dem Friedhof

Die Kinder lesen ein bisschen, essen Zwetschgen und schauen der grossen Spinne zu, die an den Stängeln der Glockenblume hoch krabbelt.

Auf der Heimfahrt sehen wir noch mehr mausende Katzen, zwei Bussarde und ein älteres Paar, welches in „Bütschel Gschneit“ aufs Postauto wartet. Erst etwas oberhalb von Könz treffen wir wieder auf Leute.
In einem Schulaufsatz könnte es jetzt heissen:
Das war ein schöner Nachmittag.