Im Gegensatz zu meinen Altersgenossinnen konnt ich mir nie vorstellen, einmal eine Mutter zu sein. Da wir drei Schwesten nur zwei Puppen besassen, wars mit dem Früh-übt-sich nicht weit her. Als Kind war ich auch der Meinung, eine Mutter dürfe sich im finsteren Wald nicht fürchten, auch nicht vor dem Käser, dem wir die Milch unserer Kühe verkauften und der uns diese immer erst mit Verspätung bezahlte.
Ich lernte dann, nachts durch den Wald zu gehen und dem Käser furchtlos entgegen zu treten. Da war ich schon eine Mutter. Die Freunde meiner älteren Tochter nannten mich „Müeti“. So kam es vor, dass ich in der Stadt zum Erstaunen der Leute von langhaarigen jungen Männern oder jungen Frauen mit rosa Igelfrisur und Ratte im Ärmel freudig mit „Sälu Müeti“ begrüsst wurde.
Ich weiss nicht mehr genau wies kam, dass die Kinder vom Spielplatz ein spitzes „Iiiimaaaa“ zu meinem Balkon hinauf schrieen. „Mama“ riefen die anderen, bei „Ima“ musste ich runterschauen. Inzwischen sind wieder Jahre vergangen, Ima ist geblieben und für mich zu einem zweiten Namen geworden.
„Mütter sind das Salz der Erde,“ schreiben die Blumenfachgeschäfte im Quartieranzeiger, die heute mit Rosen, Lilien, Tulpen und diversem dekorativen Grünzeug einen grossen Teil ihres Jahresumsatztes herein holen.
Ich finde, nicht nur die Mütter, sondern alle Frauen gehören zum „Salz“, sind lebensnotwendig und wollen sich mit Blumensträussen allein längst nicht mehr zufrieden geben.