Wegen emotionaler Disregulation, nervösen Störungen u.a. bin ich auf weiteres krankgeschrieben. Nein, ich solle nicht sagen, ich hätte aufgegeben. Mir fehle bloss mein Instrumentarium, d.h., bevor ich wieder die Verantwortung für eine Kleinklassen-Oberstufe übernehme, will ich endlich meine heilpädagogische Ausbildung beenden.

Der Abschied war kurz und schmerzvoll. Die Jugendlichen konnten kaum glauben, dass ich, die immer treue und alles-ertragende Lehrerin nun tatsächlich das Feld räume. Die Spanierin erkundigte sich: „Was können wir tun, dass sie bei uns bleiben?“ Die Kosovarin kam mir zuvor: „Jetzt ist es zu spät Leute. Ihr seid selber Schuld.“ Die Türkin weinte und schenkte mir am letzten Schultag eine viel zu süsse türkische Spezialität. Die Somalierin lud mich zum Essen ein und versicherte mir, dass sie mich immer gemocht habe und ihre „Ausfälle“ nie so gemeint habe. Der Junge aus Sri Lanka vermied es, sich zu verabschieden und schwänzte die Schule.

Bevor ich die Schulzimmertür zum letzten Mal abschloss, bat mich mein Stellenpartner: „Bleib doch da, jetzt haben wir alles so gut aufgegleist.“

Gesund ist viel besser als geburn-outet Mann.