Nachmittag. Hungrig und mit nassen Federn flattern die Kleinkrähen bei mir herein. Feuchte Schuhe und Rucksäcke in die Ecke, Jacken an den Bügel. Bald sitzen sie um den runden Tisch in der Küche und bestreichen Brotschnitten grosszügig mit Butter und Quittenmus. Auf die beiden Grossen warten Englischwörtchen, kgV und ggT. Noch vor dem letzten Bissen ist Kleines Mädchen auf dem Küchenboden eingeschlafen. Ich trage das Kind in mein Bett. Im Wohnzimmer ist es aufffallend still. Sprach- und Mathematikbuch ruhen in den Tiefen der Schultaschen. Diejenigen, welche sie stören müssten, schlafen unter Kissen und Decken auf den Sofas. Draussen geht ein Regenschauer nieder.

Vor einer Woche, bei Regen und Biese, eröffneten meine Nachbarin und ich die Badesaison. Bei 13° Wassertemperatur und strömendem Regen blieben wir allerdings „am Schärme“
mit Kaffee und Gipfeli.
Ein paar weitere Quartierbewohnerinnen, Urgesteine vom „Prominentenhoger“ wie wir, fotografierten durch die beschlagenen Fenster das Bad …

Weier im Regen

… bestellten Salatteller und Burger und hatten es lustig. Ich war ganz Ohr für die tragikomischen Geschichten, von welchen meine Nachbarin immer einige auf Lager hat. Dieses Mal ging es um eine Pianistin, die Hunde verabscheute, dann doch Mitleid mit einem dem Tierheim Geweihten hatte, den sie bald ins Herz schloss. Als der Hund bei einer Schnüffeltour einem heranfahrenden Zug nicht auswich, stürzte sich die Pianistin auf die Gleise, um ihn zu retten. Zu spät: sie wurde von einem Zug aus der Gegenrichtung erfasst.
Wir blieben bis mittags im Badibeizli. Als ich auf dem Heimweg im Garten vorbei ging, fuhr ein kurzer, heftiger Windstoss durch die Bäume, es donnerte und Hagelkörner prasselten in die Beete.

Drei schlafende, satte Kinder in sauberen Betten – ich geniesse den friedlichen Moment und lese ein bisschen. Auf dem Balkon steht meine Gartentasche mit den Dahlienknollen und den Kohlrabisetzlingen. Wer weiss, vielleicht gibt es diese Woche doch noch mal einen Sonnenblick.