Seitdem 2nd2nd, male Hauswart im Grossen Block ist, dürften die Kinder auch am Sonntag auf den Spielplätzen spielen.
Nicht, dass sie sich solches Tun nach der langen Herrschaft des alten Hauswarts jetzt plötzlich erlaubten. Wie in all den vergangenen Jahren bleiben sonntags die Rasenplätze, Sandkästen, Schaukeln und Rutschbahnen meistens leer. Das „Kinderspielverbot“ greift immer noch, hat sich sogar auf den Fussballplatz des benachbarten Schulhauses ausgedehnt. Sonntags finden die fremden- und kinderfeindlichen PensionärInnen noch viel besser Zeit, von ihren Balkonen herab durch Pfeifen und Brüllen ihre Sonntagsruhe durchzusetzten.
So hat denn 2nd2nd, male vorgestern schon den zweiten Mahnbrief der Hausverwaltung erhalten. Es träfen jeden Tag Klagen über den „Sittenzerfall“ im Block ein. Der junge Mann wird morgen vom Verwalter persönlich zur Rede gestellt, denn „so könne es nicht weiter gehen“.
2nd2nd, male kennt jeden Winkel des Grossen Blocks, hat in den letzten Monaten vom Keller bis zum Dach alle, auch diejenigen in luftiger Höhe, gereinigt, ist freundlich, fleissig, hilfsbereit und jederzeit auf seinem Handy erreichbar. Einer seiner zwei „Nachteile“: er wird von den HausbewohnerInnen nicht gefürchtet.
Nun hat er hat eine Höllenwut im Bauch. Wir sehen es an seinem blassen unbeweglichen Gesicht. Wir versuchen, ihn auf das morgige Gespräch vorzubereiten.
Es kann gut sein, dass die junge Familie weiter ziehen muss. Dann wäre ein Experiment Integration in unserem Quartier an einer Gruppe missgünstiger Leute gescheitert, für die „Jugo“ kein Schimpfwort ist.