Adventsstern

Frau Hauswart* ist auf das Dach im 20. Stock gestiegen und hat den Stern aufgehängt. Für die heikle Montage erhielt sie Unterstützung von zwei ausländischen Nachbarn und einem Schweizer. Dieser nennt sich gerne „Eidgenosse“, was in seinen Augen eine Steigerung von „Schweizer“ ist. „Schweizer“ können sich (leider) auch diejenigen nennen, welche eingebürgert werden. So hat er für die Minarettinitiative gestimmt, denn er möchte nicht, dass auf seine Kartoffel-, Getreide- und Maisfelder Moscheen gebaut werden. Die beiden ausländischen Bewohner feiern in diesen Tagen Bairam und hatten überhaupt keine Bedenken, den Weihnachtsstern installieren zu helfen. Sie kauften einen neuen Lichterschlauch, legten ihn schön spitz in den Zacken, so dass der Stern pünktlich zum ersten Advent weit über die Häuser von Bethlehem leuchtet. Der Eidgenosse war begeistert und wollte den Stern auch tagsüber „durch brennen“ lassen.

*Der Hauswart war an der Beerdigung seiner Grossmutter im fernen Deçan.