Nur selten drücke ich im Lift den Knopf U4. Eine Treppe unter dem 4. Untergeschoss befindet sich der Block-Keller. Abfluss und Heizungsrohre führen den Wänden entlang. Stabile Eisentüren deuten darauf hin, dass dies auch der Luftschutzkeller dieses Hauseingangs sein sollte. Zwei der durch Holzleisten abgetrenneten Verschläge mit Apfelhurden, die im „Ernstfall“ zu Notbetten umfunktioniert werden könnten, gehören zur Wohnung im 13. Stock. Ich öffne das Vorhängeschloss und nehme die benötigten Büchsen mit dem Harzlack heraus. Hier unten ist es sehr still. Einige der Abteile sind mit Gerümpel voll gestopft. Zwischen Laufgittern, Autoreifen, Schischuhen und ausrangierten Fernsehern stehen zu meinem Erstaunen auch Reihen von Konfigläsern, liebevoll beschriftet, Batterien von Einmachflaschen der Marke „Bülach“, verstaubt und leer, aber parat für den „Ernstfall“, ein Sack Kartoffeln, ein Korb Zwiebeln.
Eigentlich haben wir hier im Block alle ländliche Wurzeln, seis im Emmental oder auf dem Längenberg, in Galizien, Calabrien, Kosovo, Anatolien, Tamil Nadu, im Hochland von Vietnam, im Magreb …
Ich erinnere mich an meinen Einzug ins Quartier vor mehr als dreissig Jahren. Von „Zuhause“ hatte ich einen Dreschflegel und einen alten Mehlsack mit der Aufschrift „Ernst Zbinden von Längenberg 1883“ in die Stadt mitgebracht und hängte diese an die Wände aus Beton.
Seit Jahren ruhen die beiden Relikte einer vergangenen Zeit in einem der beiden Kellerabteile.
Der Block ist längst mein Zuhause geworden.