Vor jedem Umzug sagte meine Mutter niedergeschlagen:
„Drei Mal zügeln ist ein Mal verbrannt.“
Ich erinnere mich, dass sie eine Büchse Farbe zur Hand nahm, und die zum vierten Mal zu zügelnden Möbelstücke anstrich, bis keine Farbe mehr vorhanden war. Vom sonnigen Hang über dem Gürbetal auf den windigen Hügel am Längenberg zogen wir in Türkis: türkis Schuhschrank, türkis Fliegenschrank, türkis Küchenstühle. Auf der Fahrt mit dem Fuhrwerk über die Landstrassen konnte jeder unsere sonderbare Habe sehen. Gleich galten wir im kleinen Bauerndorf als extravagant und hochnäsig.
Man erzählte herum, wir Zugezogenen bildeten uns ein, auf zwei Beinen gegangen zu sein, als die Leute hier im Chrachen noch lange auf allen Vieren tatzelten.
Der Start am neuen Ort war nicht einfach, und wir blieben fast fünfzig Jahre die „Neuen“. Die Eltern taten ihr Möglichstes für die Integration, halfen den Nachbarn beim Grasen, Ernten, Holzen, liessen keinen hungrig von Hof und bezahlten die höchsten Preise für die mickrigsten Ferkel. Dass Mutter den besten Kirschenkuchen mit dem dicksten Eierguss backte, mussten selbst ihre Feinde zugeben.
Seitdem bin ich schon viele Male umgezogen und möchte es am liebsten nie mehr tun.
Meine Mutter lebt nicht mehr, aber letzte Woche nahm ich einen Topf Farbe zur Hand und bemalte eine schon fünf Mal „verbrannte“ Kommode neu – in Türkis.
Meine Tochter zieht um, braucht weder Schuh- noch Fliegenschrank, aber eine „extravagante“ Wickelkommode.