Sonntagmorgen

(04.2015: Sonntagmorgen in der Camargue: Vorbereitung zur Ferrade, ist längst nicht mehr nur Männersache.)

„Mach‘ es wie die Sonnenuhr, zähl‘ die heitern Stunden nur“, schrieben wir uns früher in die Poesiealben. In blogk überwiegen die heiteren Stunden, obwohl die anderen, über die wir aus verschiedenen Gründen nicht schreiben können, uns täglich beschäftigen.
(Im Moment sind wir daran, einige tausend Franken Anwaltskosten von etwas Unheiterem abzubezahlen).

Deshalb hier noch einmal ein paar erfreuliche Impressionen aus dem Süden von Montélimar:

Die Billetzange beisst sich nur ungern durch die währschafte Fahrkarte aus der Schweiz. Madame La Chauffeur reisst am Papier und verzichtet auf ein sauber geknipstes Sternchen. Der regionale Bus von Nîmes ist voll besetzt. Es ist Feierabend, und wir sind die einzigen Touristen. Auch hier scheint es „feste“ Plätze für die Stammpassagiere zu geben. Viele besetzen zwei Sitze. Fährt man die drei Dutzend Kreisel in den Süden, braucht es einen starken Magen, dafür bekommt man so einiges von der Landschaft und den täglichen Sorgen der Leute mit.
Am kleinen Bahnhof ist der Taxistand, wie auch im Sommer, verwaist. Der Bahnhofvorsteher weiss auch nicht, wie man zu einem Taxi kommt, habe er doch nur eine interne Linie. 2nd2nd, female lässt nicht locker und macht dem Mann klar, dass sie mit ihren kleinen Kindern an seinem Schalter kleben bleibt, bis … So kurz vor Feierabend wäre das lästig. Ungern ruft der Bedrängte endlich Taxifahrer Fred an, lässt kurz darauf den Rolladen der Eingangstür herunter, denn bis morgen Vormittag ist kein Zug mehr zu erwarten. Von Fred hören wir dann, dass der Stationsvorsteher gegen seinen Willen in dieses Kaff versetzt wurde, weg von Freundin und Kind, der Arme. Natürlich haben wir nun mehr Verständnis für den Griesgram.

Der Frühling in der Camargue ist richtig lieblich. Alles blüht und ist grün, die Pferde sind noch schneeweiss, denn sie wälzen sich noch im frischen Gras und nicht im Sommerstaub, die Mauern der Häuser werden frisch gestrichen, die Kleider der Heiligen Sarah sind neu arrangiert. Der Pater bittet nach der Messe um einen Obolus, da niemand anderes als die Gemeindeglieder die Kirche am Laufen hielten. Klar lasse ich mein ganzes Kleingeld in den Opferstock scheppern.
Die Leute kaufen Geranien und Petunien auf dem Marché aux plantes. (Ich halte mich nur mühsam zurück mit Kaufen. Es ist chez nous noch zu kalt zum Anpflanzen. Die Gärtnerin versteht das, denn ihr Bruder wohnt im Wallis.)

Die Wasservögel werden noch nicht von den Autoschlangen vertrieben und lassen sich geduldig beobachten, recken lange Hälse, stelzen auf dünnen Beinen, picken mit feinen Schnäbeln, segeln elegant über dem Brackwasser. Der Bac-du-Sauvage-Fährmann erlaubt den Kindern, die Kleine Rhone in seinem Steuerkabine zu überqueren.
Was das 5-Stern-Hotel Bellevue Palace in Bern bei seinem Afternoon Tea nicht zustande bringt, ist im Beizli am Strassenrand im Nu zubereitet: ein duftender marokkanischer Tee mit frischer Minze im Glas. (Bellevue: eleganter Teekrug mit geschmacklosem Teebeutel in heissem Wasser. Es kommt auch vor, dass der Teebeutel fehlt;-))

Der Frühling ist für die diversen Camargue-Mücken eine herrliche Zeit. Begeistert besuchen sie unbedeckte Haarschöpfe, Ohren, nackte Arme und Beine und nehmen auch mit einer Stirne vorlieb. Sie lehnen jegliche Freundschaft ab und sind immun gegen gute Gedanken, also doch Antibrumm.
Ich hoffe, es gibt diese Blutsauger noch sehr lange, denn sie verhindern den Bau von Golfplätzen und Hotelanlagen äusserst wirkungsvoll.

Schweizerfahne

Diese patriotischen Schweizer mit ihren Fahnen …

Strand von Espiguette

Dieser Strand gehört den Mücken- und Wetterfesten

Erstes Meerbad 2015

Juppi, endlich im Meer!

Etang

Morgen am Brackwassersee