Ich warte an der Haltestelle „Universität“ auf den 12er. Neben mir telefoniert der Präsi des Schweizerischen Fussballverbandes. Heute hat er erst zwei Sändwitsch gegessen, vernehme ich ungefragt. Soll er in der Stadt etwas nehmen oder wird zu Abend gekocht?
Wir quetschen uns in den Bus. Zwischen all den Mänteln lächelt mich eine Frau an, drängt sich zu mir durch, ohne Rücksicht auf das zloczowersche karierte Halstuch. Woher sie mich kenne, fragt sie. Ich blättere hurtig in meinem Hirnkatalog bis zur Personenkarte R.: Kirchenfrau, hat vor zwanzig Jahren zusammen mit einer ökumenischen Frauengruppe einen Sternteppich für die Backsteinmauer hinter dem Taufstein gepatchworkt. Konnte die feinsten Stiche sticheln, hat die anderen Frauen gezwungen, unregelmässige sofort aufzutrennen.
Gott sieht alles, besonders vorne im Chor!
Es ist die falsche Karte, alphabetisch nahe, aber falsch.
Die Frau mir gegenüber ist eine Lehrerin aus der Schule Bern West. Weshalb ich im 12er-Bus sei, will sie wissen. Ich käme von der Uni, gebe ich gerne Bescheid. Von der Uni? Ich sehe, wie sie denkt. Was kann jemand in meinem Alter und aus 3027 an der Uni tun? Putzen? In der Mensa servieren? Ich muss ein bisschen lachen und mir fällt dieser Blog-Beitrag ein.
Bei der nächsten Haltestelle drückt sie sich am braunen FIFA-Mäppchen vorbei und verlässt mich.
Man hört oft, dass doch alle AfrikanerInnen, ChinesInnen, JapanerInnen gleich aussähen. Ich habe mehr Mühe mit weissen Frauen zwischen Vierzig und Fünfzig, blond getöntem Haar, lang, offen, in weissem Mantel, kleinem Rucksäckli, andauernd ein Vonobenherab-Lächeln auf dem Gesicht.