Seit Mutters Tod schlägt Vaters Herz noch langsamer als vorher. Seine Beine sind schwer von Wasser und essen mag er nur wenig. Er nimmt zwar seine Medikamente, trinkt auch den Petersilientee, aber eigentlich hilft alles nichts. Nachts plagt ihn die Vorstellung, das Grab seiner Frau sei voller Wasser gewesen und man habe den Sarg darin versenkt. Sie sei auch noch „ertrunken“. Ganz deutlich habe er ein Plantschen gehört. Der Boden zwischen Kirche und Kloster sei sehr lehmig, so dass das Wasser nicht abfliessen könne.
Es hilft nichts, wenn ich darauf hinweise, dass vor kurzem diese lehmhaltige Erde mit Geröll durchmischt wurde. Er meint nur, dass Fachleute auch nicht alles richtig machten und schaut mich verzweifelt an.
Ich nehme meine Kamera und mache mich zusammen mit meiner Tochter auf zum Friedhof. Es regnet in Strömen. Neben dem Grab meiner Mutter ist bereits ein neues ausgehoben. Ich schiebe ein Brett weg, rolle die Abdeckung etwas ein und starre in die Grube. Diese ist zwar feucht, aber keine Spur von Grundwasser ist zu sehen.
Wir legen das Herz aus weissen Rosen vor das Holzkreuz und machen einige Fotos für Vater, der mit seinen geschwollenen Füssen den Weg hierhin nicht schafft.
Zu Hause berichten wir über den Augenschein vor Ort und sind nicht sicher, ob der alte Mann nun beruhigt ist. Wir nehmen an, dass das Plantschen aus seiner Kindheit stammt, als sein Vater, sein Onkel und seine kleine Schwester starben und er als Neunjähriger plötzlich verantwortlich war für einen grossen Hof und eine Familie.
Stangenbohnen, seine absoluten Favoriten im Gemüsehimmel, will er keine mehr pflanzen, aber ich soll ihm 2 Päckli Buschbohnen der Marke „Dasy“ besorgen.

Zu Hause im Block angekommen, ist meine Waschmaschiene defekt und ich muss 20 Liter Seifenwasser abschöpfen.
Draussen regnet es heftig auf das frisch geputzte Küchenfenster.