Ich treffe meine pakistanische Nachbarin im Bus und frage nach ihrem Befinden. Sie ist Migränikerin und sowieso etwas angeschlagen. (Migration macht vielleicht nicht zwingend krank, aber sie macht müde und arm und beides zusammen ist ungesund.)

Heute geht es der Pakistanin blendend, denn sie geht zur Massage. Ihre Putzschicht – „nur zwei Stunde diese Morgen!“ – hat sie hinter sich. Sie freut sich auf Entspannung und „Heilung“. Ich frage, wo sie denn beides finde? Da beginnt sie ganz nahe an meinem Ohr zu flüstern:

Es gebe ein Ausstellungsgelände mit Jadebetten. Das sei ein Geheimtipp für ganz viele Asiaten. Seit sie es in der Putzequippe erzählt habe, auch für Frauen aus Ex-Jugoslawien. Ihre Mutter käme auch. Man müsse sich daran gewöhnen, dass einem so viele Leute bei der Massage zuschauten, aber sie nehme eine Decke mit (nebenbei: sie trägt immer lange Kleider und auf Wunsch ihres Gatten seit 9/11 ein Kopftuch) und eigentlich sei es gar nicht so schlimm. Es hätte fünfzehn Ausstellungsbetten aus Jade und davon sei mindestens die Hälfte besetzt, da verteile sich der Blick der Zuschauer gut. Und erst die Wirkung! Ein Wunderbett! Einen solch entspannten Nacken habe sie seit Jahren nicht mehr gehabt. Und alles gratis! Nur eben die Zuschauer. Aber das sei es wert.

Sie und ihre Mutter wollten zusammen ein Bett kaufen, es kostet 4’400.– bis Ende Mai. Danach 4’800.–. Warum das? Alles wird doch mit der Zeit billiger, die elektrischen Zahnbürsten, die Kaffeemaschinen, halber Preis. Warum wird ausgerechnet das Jadebett teurer?

Jedenfalls haben sie mit dem Verkäufer vor Ort gesprochen, sie und ihre Mutter. Aber er akzeptierte ihre angebotenen Raten von 220.– Fr. pro Monat nicht. Auch am nächsten Tag nicht und die Woche darauf immer noch nicht. Jetzt gehen sie einfach in die Ausstellung, jeden Tag nach der morgendlichen Putztour – bis sie zu Ende ist.