Halva – Eine weitere Geschichte, gesammelt von 1st, Mai 2002, erzählt von dem Mädchen L., das wir nach seiner fünfjährigen Flucht aus dem Irak in unsere Familie aufgenommen hatten.

Als ich in Griechenland in Veria im Gefängnis ankam, wollte ich Halva essen. Wir hatten sie in der Türkei gekauft und mit uns den ganzen mühsamen Weg geschleppt. Wir hatten sie noch dabei, als die griechischen Soldaten uns an der Grenze schnappten. Eigentlich wollten wir früh morgens mit einem Plastikboot zusammen mit 30 Leuten nach Griechenland fahren.
Ich bin froh, dass die Soldaten vorher gekommen sind, denn wir mussten eine Nacht lang still im kalten Wasser ausharren. Ich spürte meine Beine nicht mehr. Es sind schon viele Männer, Frauen und Kinder umgekommen, und die Fische haben sie gefressen. Wenn die Kurden nicht mehr flüchten, gibt es in Griechenland keine Fische mehr.
Im Gefängnis spürte ich also einen toten Hunger. Ich biss in die Halva, biss auf etwas Hartes – es war ein grosser Fingernagel von einem Mann.
Sie haben ihn extra reingetan.
Ich schwöre dir ….