Die „vordere“ Nacht träumte Albert schon wieder von ihr. Sie mähten zusammen Gras – stillschweigend, Marie mit ihren unverwechselbaren Bewegungen, so wie sie auch in anderen Träumen an ihm vorbei ging, in denen er in einer fremden Wirtschaft sass und den tanzenden Paaren zusah.

So war es auch im wirklichen Leben. Marie tanzte jeden Tanz, nur einmal bei der Damenwahl auf der Bütschelegg blieb sie sitzen, holte keinen auf den Tanzboden. Beim Feldschiessen machte Albert den Kranz und Marie gratulierte ihm, der nur stumm da stand. In den vergangenen 65 Jahren sprach er nur einmal mit Marie. Das war an der Landesausstellung 39, als die Theatergruppe des Männerchors nach Zürich reiste. „Veillon“ hatte in der oberen Etage einer Halle eine Musterwohnung eingerichtet.
Marie rief von unten: „Was isch dert obe?“
Albert von oben: “ Es Himmelbett.“
Mit den Frauen hat’s nie so recht geklappt, obwohl Albert ein flotter Reiter war auf seinem Kohli „Basilisk“. Einer hatte er eine Karte geschrieben und ein Buch geschickt. Das Buch kam wieder zurück mit dem Bescheid, sie fühle sich noch zu jung für eine Bekanntschaft.

Marie hat dann einen Hummel aus dem Guggisbergerland geheiratet und Albert ist ledig geblieben. An der Grebt von Beyeler Gödu vor ungefähr 15 Jahren sass sie ihm schräg gegenüber. Er konnte sie nur anschauen, fand keine Worte.
Letzhin hat er ihre Telefonnummer haraus geschrieben. Nein, heute möchte er keinen Kaffee, auch kein „Stückli vom Beck“.
Etwas gebückt, den Kopf zwischen den hochgezogenen Schultern, macht sich der alte Mann vor dem Einnachten auf den Heimweg. Die Katzen müssen gefüttert werden, und wer weiss, vielleicht ist heute d e r Abend, an dem er Marie anrufen wird.