Die Dorftrottel sind ausgestorben, diese Frauen und Männer, meist bei Bauern oder Handwerkern für Unterkunft und Essen in Diensten, oft ausgenutzt, wegen ihren Behinderungen verspottet, geplagt. Trude, Hilfsnäherin bei einem Militärschneider, besuchte uns oft an Schlechtwettersonntagen. Die ganze Familie sass dann in der kleinen Stube, wir Kinder auf dem Trittofen, während Trude uns Gedichte vortrug, die sie mit ausholenden Armbewegungen begleitete. Die „tannigen“ Bretter knarrten unter den schweren Schuhen, wenn sie ihre Schlaufen ging, von der Tür zum Tisch, seitwärts zum Fenster, rückwärts am Buffet vorbei: „Ich bin die Mutter Sonne und trage die Erde bei Nacht, die Erde bei Tage …“ Fasziniert verfolgten wir die Vorführung der jungen Frau in gestricktem Rock und Schürze, ihre Arme, die A, E, I, O, U formten.
Jahre später, bei einer Aufführung des Eurythmie-Ensembles aus Dornach, kam mir Trude wieder in den Sinn und die Sonntage, als wir Bauernkinder unsere Einführung in diese Kunst erhielten.