Vom Müll


Die Zeiten, in welchen das „Zustellpersonal“ aus Arbeitsmangel Betreuungsarbeiten übernehmen musste, sind endgültig vorbei. Heute, als der Pöstler vor dem Block ankam, hatte er noch dies und das zu verteilen.

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Wenn alte Mieter*innen in kleinere Wohnungen ziehen, jemand stirbt oder das Sammelhobby sich zu sehr ausbreitet, sucht viel Nützliches einen neuen Platz. Erste Ansprechperson ist der Hausmeister. In seiner Jugend hatte er nichts, deshalb möchte er guterhaltene Gegenstände nicht entsorgen, sondern weiter geben. Braucht jemand eine Kaffeemaschine, fragt man zuerst ihn. Möglicherweise gibt es in seinem Fundus noch eine Originalverpackte (Frau Gebel hat sie im Lotto gewonnen und hat schon eine). Tische, Stühle, saubere Sofas können in Gemeinschafträumen und Kindertreffs gute Dienste leisten. Am neuen Doppelbett freut sich eine Familie im Kosovo. (Bevor das Bett fertig geschreinert war, starb der Partner und die zurückgebliebene Frau mochte das Möbelstück nicht mehr sehen). Neben Lampen, Fernsehern, Bildern, Vasen usw. …

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… im Einkaufswagen:

16 Joghurt Schoggicreme Belegte Brote 3 Fleischpasteten Käsekuchen Kirschenkuchen Birchermuesli Trauben 8 Bananen

Apotheke: 4X Fermavisc bestellen und bezahlen

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Es gibt immer wieder Situationen, in welchen ich mir besonders alt vorkomme. Zum Beispiel bei einem zufälligen Blick auf den Komposthaufen nach dem Kochunterricht. Ich weiss, es ist mega uncool, sich Gedanken über weggeworfenes Brot, Spaghetti, frische Salatblätter, dicke Kartoffelschalen zu machen. Auch Sparschäler (in der Schweiz erfunden), Frischhaltebeutel, leckere Speisen aus Resten sollte ich vergessen. Immerhin lernen die Schülerinnen und Schüler, dass man alles, was übrig bleibt, in die Kompostkiste werfen kann. So wird in der nächsten Generation die Zahl der verstopften Kloschüsseln hoffentlich etwas abnehmen.

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Dinomania

„Samlet dr d’Märggli“, fragt man mich an der Coop-Kasse. „Was gits?“ „Töpf, Pfanne, Pfannetechle.“ „Nein, danke, Pfannen mit Deckel habe ich genug.“ „Sammlet dr Animanca?“ werde ich an der Migros-Kasse gefragt. Animanca ist nichts für die Küche, das ist sicher. Nach den magischen Kraft-Steinen, mit deren Hilfe man „das Tier in dir“ entdecken konnte, kommen die Dinoskelette zum Zusammensetzten: „Entdecke den Saurier in dir!“ Richtig härzigschnüggelig. Pro 20 Franken Einkauf gibts ein Holzplättchen mit eingestanzten Knochen, einem Bildchen und einer Anleitung zum Zusammenstecken. Wie schon hier geschrieben, verhält sich das Personal an der Kasse unterschiedlich. Die einen geben für Fr. 39.95 ein Plättchen, andere zwei, dann kommts vor, dass die Kleinkrähen, wenn sie an der Kasse herzig gucken, eine Handvoll dafür erhalten. Item, wir setzen zusammen und …

Abfall von drei Figuren

… produzieren, zusammen mit der übrigen Animanca-Sammelgemeinde, einen Riesenberg Abfall.

Um mein schlechtes Gewissen fadenscheinig und für den Moment zu beruhigen, nenne ich das – nach der Schreibweise unseres quartiereigenen Brockenhauses – „Apfal brodusiern“. Hat etwas mit „Apfel“ zu tun und „brodusiern“ etwas mit „Stickerei“. Ich produziere keinen Abfall, sondern besticke einen Apfel. Ein bisschen weit hergeholte Beruhigung, ich weiss. Mein Oranger Riese macht das viel besser mit dem Schutz für die Umwelt. Er macht zwar immer wieder diese umwelt-un-freundlichen Stickerusw-Aktionen, verspricht aber daneben, „bis 2015 200’000 Kinder und Jugendliche für Umweltthemen zu sensibilisieren“. Ab sofort benutze ich die Gemüse-, Früchte- und Brötchenplatikbeutel mehrmals. Falls auch Sie mithelfen möchten, den Plastikozean nicht über die Fläche Deutschlands anwachsen zu lassen, fragen Sie mich. In meiner Mappe trage ich auch ein Reservemehrwegbeutelchen für Sie mit.

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Frau Fauser sitzt im Tram neben mir. Sie hat ein Rubbellos gekauft und schabt nun Feld für Feld mit einem Geldstück auf, wischt den Leim von der Hose und erzählt mir, dass sie heute am Bahnhof erwischt worden sei. Die Busse werde ihr dann per Post zugeschickt. Sie habe alles versucht, aber die Polizei habe auf stur geschaltet. Dabei habe sie, Frau Fauser, vor dem Einsteigen den ihren doch nur auf den Haufen von tausend weiteren Zigarettenstummeln geworfen. Just in dem Moment seien sie gekommen und hätten die Personalien genommen: „Die vorderen Tausend kamen natürlich ungeschoren davon.“ Frau Fauser rubbelt die letzten Felder auf – leider kein Sofortgewinn. „Wäre ja zu schön gewesen. Und erst noch vierzig Franken weniger für neue Zigaretten.“

Zufrieden gehe ich nach Hause (wo auch ständig Zigis, Unterhöschen, Wattestäbchen, dreckige Taschentücher vom Hausmeister zusammengefegt werden müssen). Endlich weiss ich, dass Littering-Übeltäter und -innen in dieser unserer schönen Stadt tatsächlich zur Rechenschaft gezogen werden. Und wenn Frau Fauser nun wirklich durch Schaden klug wird, besteht die Möglichkeit, dass wir 2012 für die Strassenreinigung statt 20 Mio Franken nur 19 Mio 999’995 ausgeben müssen.

Vergangene Woche hat ein Berufsschüler an der Monbijou-Haltestelle eine leere Getränkedose in den Abfalleimer geworfen, statt sie im Bus liegen zu lassen!
(„Bund“ von gestern)
Bernmobil-Direktor René Schmied überreichte dem jungen Mann für seine vorbildliche Leistung „unter Fanfarenklängen“ einen iPad. Wie lange Direktor & Fanfaren an der Haltestelle warten mussten, um einen ersten glücklichen Gewinner der Kampgne „Belohnen, statt mahnender Zeigefinger“ zu finden, ist mir nicht bekannt. Angesprochen ist mit dem Preis in Form eines iPads die Schmutzfinken-Schar der 15-30 Jährigen. Es werde sich schnell herum sprechen, was zu gewinnen sei.
Bereits machen sich die Zuständigen in den div. Fachhochschulen und der Universität Gedanken darüber, wie sie belohnend erziehen könnten. Die Latte mit dem iPad hat Bernmobil hoch gehängt, aber fürs Abräumen des eigenen Geschirrs in der Mensa solls einen Tauchkurs am roten Meer geben.
Auch Eltern sind neu gefordert. Die Belohnungsrichtlinien werden nach Einkommensverhältnissen von Pro Juventute erarbeitet. Dass nie mehr abgetrocknet wird für ein 1 Päckchen Panini-Bildchen ist wohl allen klar, oder?

Heute ist übrigens Rissäiggling-Dey, und Sie können am Waisenhausplatz hübsche Geschenke aus Abfall kaufen oder an einer Skulptur aus Pet-Flaschen mitbauen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Frau Whurf einen Fegkessel voll Wasser übers Geländer schmeisst. Wenn sich der Schaum auf dem Ablaufgitter des Balkons türmt und sie ihm nicht mehr Herr Frau wird – schwupp – platscht und flöckelt das Putzwasser auf den Sitzplatz des Mieters im Parterre. Dieser werklet in seiner Freizeit gerne an seinen Velos und wird über einen solchen Guss oberstsauer.
Das Wohnen in ebenerdigen Wohnungen, so schön im Grünen sie auch sein mögen, erfordert starke Nerven und ist nicht ungefährlich. Wie bei den Berner Brücken hat man schon über Auffangnetzte nachgedacht. Allerdings nimmt man an, dass diese dann innert Kürze mit Müll aufgefüllt würden. Das Schmutzwasser von Frau Whurf – sie stammt aus einer ganz anderen Kultur – würde den Velomechaniker auch durchs Netz treffen. In diesem Fall hat gutes und weniger gutes Zureden noch nichts gebracht. Ausgerollte Allwetterstoren bieten auch keinen zuverlässigen Schutz. Als ein stolzer Vater (aus einer anderen Kultur und in einem anderen Block!) die Rotkreuzkleider seiner Kinder erzürnt auf dem Balkongrill verbrannte, versengten die verwehten Kleiderfetzten die Parterrestoren. Es gab keine Verletzten, nur masslos Erzürnte.
Der Müll, jeden Tag zusammengewischt vom zuverlässigen Hausmeister, stammt allerdings aus allen Kulturen.

Veraltet

Bald werde ich diesen Telefon-Mercedes auf dem Arbeitstisch vorfinden.
Zu ihrem 175. Geburtstag wird meine Institution VoIP -technologisch aufgerüstet.
Allerdings wird am morgigen Geburtstagsfest, entgegen früheren Meldungen, kein Kabelsalat serviert.

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Mit seinen Müllkontainern hinter verwitterten Kipptoren, der Glas- und Blechsammelstelle, einem ramponierten Fahrradständer und den verdreckten Betonblumenkübeln ist das „Ghüderhüsli“ (Kehrichthaus) in unseren Quartier nicht gerade der Vorzeigeort. Da sich hier auch die Parkplätze befinden, trifft man sich, wird abgeholt, packt den Zügelwagen ein und aus, liefert den Einkauf an, stapelt jede zweite Woche die alten Zeitungen für die Sammlung.
Wegen länger andauernden Umbauarbeiten sind in der vergangenen Woche die Apotheke, der Lebensmittelladen und das griechische Restaurant in Baracken neben das Kehrichthaus gezogen, an dessen Mauer nun auch die öffentliche Telefonkabine und die Briefkästen der Geschäfte zu finden sind.
Keinen scheints zu stören. Anstatt um eine Kirche versammeln wir urbanen Dorfleutchen uns halt zeitgemäss um ein Kehrichthaus.
Natürlich haben wir einem so wichtigen Platz schon lange einen angemessenen, vornehmen Namen gegeben:
„Al Khudhar“ wird er in meiner Familie genannt, nach dem berndeutschen Wort „Ghüder“ – klar?

Schaf-Brot

Im „Ghüderhüsli“ des Quartiers nach den Feiertagen.

Für die Reinigung unserer Zugangswege ins Quartier sei neu Herr Roland Hummel zuständig, teilt mir Frau Hirschi von der Abfall-Hotline mit und gibt mir die Nummer. Schon habe ich ihn am Draht.
Kann Herr Hummel mir sagen, weshalb bei uns immer seltener gereinigt wird? Sind provisorische Bypass-Strasse und Bushäuschen etwa noch nicht auf dem Dienstplan? Oder denkt man bei den zuständigen Behörden, dass wir in Berns-Westen immun sind gegen Dreck? Herr Hummel behauptet, es werde wöchentlich gewischt.
„Sicher nicht, denn ich habe einen Monat lang jeden Tag ein Foto gemacht“, halte ich ihm entgegen. Das gefällt ihm gar nicht und er meint, dass die Baufirmen verantwortlich für die Sauberkeit seien. Auch hier widerspreche ich entschlossen. Endlich wird mir eine Reinigung in Aussicht gestellt. Wenns in den nächsten Tagen nicht klappe, solle ich wieder anrufen. Ja, das würde ich tun und nein, es mache mir nichts aus, wenn mein Name in Herrn Hummels Excel-Beschwerdeliste aufgenommen werde.
Es kann sein, dass am ersten Adventsonntag tatsächlich ums Haus herum gewischt ist – Inshallah oder Hummel …

Fertig!

So viel Abfall habe ich noch nie gehabt seit ich Hauswart bin, auf einmal hatte ich keine Container mehr.

Die Leute haben auch den Frühling putz über Ostern gemacht und ihren Balkon aufgeräumt.

Zum Glück wurde heute der Abfall abgeholt. Es war stressig über Ostern den 20 stockigen Block sauber zu halten. Oft werfen die Leute Sachen aus dem Fenster.

Und weg!

Haben Sie ein nerviges, enges, von zu vielen Strassen durchkreuztes oder abstossenden Nachbarn bewohntes Quartier zu entsorgen? Nur immer her damit! Seit Neustem machen wir das gerne, schnell und unkompliziert und in Tell’scher Tradition: In unserer Quartier-Entsorgungsstelle.

Ämtchen zu vergeben
Dezemberkompost

Ich habe eigentlich gemeint, wir hätten erst kürzlich per Abstimmung ein Abfallreglement angenommen, das mehr und nicht weniger Kompostplätze vorsehe. Offenbar habe ich etwas nicht begriffen. Darum habe ich mal bei der Kompostberatung nachgefragt. Liebe Familie, ich halte euch auf dem Laufenden, der Müll ist eine Wissenschaft.

„Aussen fix und innen nix“ war in meiner Kindheit verpönt.
Kein Knopf, der im Versteckten durch eine Sicherheitsnadel, genannt „Hootschgufe“, ersetzt werden durfte, keine schmutzige Unterhose unter dem sauberen Rock und keine schwarzen Nägel in den frisch gewaschenen Socken. Da bekannterweise im Hause beginnen muss, was leuchten soll im Vaterland, wird in der Schweiz auch unter der Erde geputzt. Letzte Woche räumten Mannen vom Zivilschutz in unterirdischen Armeeanlagen auf. Tonnen von nie gebrauchten (eigentlichgottseidank!) Eisenbetten wurden der Metallsammlung übergeben. Unzählige von Bahren abmontierte Holzbretter, die zur Rettung von Verschütteten aus engen Gruben vorgesehen waren, entsorgt. Zu versteigern sind noch einige Tausend Holzleitern, beste Handarbeit aus dem Emmental, ebenso mehrere tausend Petroleumlampen mit der Armbrust drauf, also keine Maden aus Honkong. Dazu ein Zehntausender-Posten schärfster Beile, die ohne weiteres den Gillette über mehrere Generationen ersetzen können. Mir graut vor zukünftigen Familiendramen, in denen nun nicht mehr nur das heimische Sturmgewehr, sondern auch die Axt im Haus eine dramatische Rolle spielen könnte.
Es soll einige fürsorgliche Schweizer geben, die sich bei der Räumung reichlich mit Lampen eingedeckt haben. Stellt euch gut mit ihnen, dann werdet ihr beim nächsten Stromausfall nicht völlig im Dunkeln sitzen!

Mangels chemischem Labor muss ich spekulieren:

1/2 Bier
3 „Choder“ (Spucke + etwas)
1 Kaugummi klar erkennbar (neben Stock-Knopf)
2-5 Kaugummis nicht genau erkenntlich (verteilt)
1/4 Bier in gepisster Form
eine Prise Waschpulver
1 dl Motorenoel

finde ich diese Plakate, die seit einigen Tagen die Stadt verschandeln. Haben die Neutralen und Unabhängigen im „attraktivsten Land Europas“ (O-Ton) einmal einen Grafiker gefunden um ihre Politik „übere z’bringe“, sind sie nicht mehr zu bremsen. Oder etwa doch?

hat dongga heute passend für unsere Müll-Kategorie fotografiert. Vielen Dank auch.

Aldin drückt die Smarties-Rolle noch etwas tiefer in die Erde.
Blinera zieht den leeren Abfallsack hinter sich her.
Christoph trägt in spitzen Fingern einen leeren Eisteebeutel.
Deborah schaukelt schnell ein bisschen.
Egzon springt mit Anlauf auf den Chips-Sack.
Fatima fängt herumwehende Schokopapierchen ein.
Gulasch türmt Coladosen auf.
Hilye erklärt, dass nichts von dem Abfall der ihre sei.
Irfan befreit Büsche von Plastiksäcken.
Jennifer spachtelt Kaugummi an der Unterseite der Parkbänke ab.
Kevin füllt seinen Sack mit Abfall aus dem öffentlichen Papierkorb.
Liliana sitzt nur so da.
Manhdin und Ngoc-Ngân machen Haselruten.
Olivia sammelt Teile eines toten Fahrrads ein.
Pascal putzt den einen Teil des Pausenplatzes.
Qendrim putzt den anderen Teil.
Raquel rafft zusammen, was anstatt im Caritas-Container im Blumenbeet gelandet ist.
Subarathy bringt Blineras Abfallsack gefüllt zurück.
Terence kickt einen luftlosen Fussball.
Undine geht.
Vinuska streitet mit Olivia um die Klingel vom toten Rad.
Wendy will sie auch.
Xhemile klaubt Papier und Tannadeln aus den Abflusslöchern.
Yagmus isst etwas.
Zeus ist stolz auf den grossen Abfallberg.

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