Von hier nach dort


Barbra Streisand 1978, abgerufen auf youtube 10.10.2023/chm

Frau K. beklagt sich beim Hausmeister: „Die Treppe zum 6. Stock ist schmutzig.“

Frau K. wohnt nicht im 6. Stock. Sie wohnt überhaupt nicht in diesem Block. Neuerdings benutzt sie unsere Treppe für ihr Fitnesstraining – hinauf in den 20. und wieder hinunter ins EG – und alles bei Tageslicht – viel angenehmer, als das enge, fensterlose Treppenhaus daheim. Der Hausmeister hat inzwischen einen Kontrollgang in den 6. gemacht. Alles in Ordnung.

Wenn Sie also möchten … bitte. Es gibt auch Platz zum Überholen.

La mer, les a bercés
Le long des golfes clairs
Et d’une chanson d’amour, la mer
A bercé mon cœur pour la vie

La mer (Text), Bild: Pascaline Mitaranga
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Doch, doch, wir färbten auch dieses Jahr Eier. Ich lehnte mich ein bisschen zurück und liess die Jungen und ganz Jungen machen, habe sozusagen den Stab das Ei weiter gereicht. Das Färben fängt ja schon beim Kräuter Sammeln an. Welche Blüte, welches Blatt, welcher Halm passt sich der Eiform am besten an? Meine Enkelinnen übernahmen diese Aufgabe zuverlässig.

In den vergangenen 45 Jahren entstanden in den Händen zahlreicher zugewandter Färber*innen die schönsten Ostereier. Der grösste Teil wurde regelmässig an Nachbarn und weitere Bekannte verschenkt oder zu Gunsten einer Schule verkauft.

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Als ich letzthin eine alte Zeitung überflog, sprang mir der Satz ins Auge, dass das Glück auch vom Ort abhängt, an dem wir uns aufhalten. Der Autor verriet ein paar Tipps, wie er persönlich sein seelisches Wohlbefinden pflegt: fasten, schlafen, gesunde Ernährung, unbesiegbar machen ihn kalte Duschen oder Bäder, Saunagänge, joggen, Licht tanken, meditieren … Gerne hätte ich später diese und weitere Erkenntnisse des erfolgreichen Psychologen verlinkt, fand aber den Bericht leider nicht mehr.

Item, in der Handelszeitung vom 22.03.2023 steht, dass in Finnland die Menschen 2023 zum 6. Mal in Folge die glücklichsten der Welt sind. Auf der Weltglücksliste vom 3. auf den 8. Platz abgesackt ist die Schweiz – u.a. nach Israel auf Platz 4. Afghanistan und der Libanon machen den Schluss. Glück scheint, wie der oben erwähnte Fachmann feststellt, auch vom Ort abzuhängen.

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Heute um 18:40 Uhr

Video: Sarah

Von unserer hohen Warte aus beobachten wir oft Rotmilane, Krähen, Tauben, Amseln, Spatzen, ab und zu einen Reiher oder ein paar Möwen vom Wohlensee,

und heute – noch nie dagewesen – Störche! „Woher und Wohin?“ würden wir sie gerne fragen. Immerhin wird den Reisenden die Nacht auf den Hochkaminen nicht allzu kalt werden.

Wieder ein grauer, kalter Tag. Ich erledige nur das Nötigste. Heute will ich aus aktuellem Anlass hauptsächlich lesen. Das gerettete Buch des Simcha Guterman steht seit 1993 auf meinem Bücherbrett. Bis heute konnte ich es nicht lesen. Ich versuche es – ein erschütterndes Dokument.

Bei Bauarbeiten im polnischen Radom wurde 1978 eine versiegelte Flasche mit zusammengerollten, engbeschriebenen Papierstreifen gefunden. Es ist der Nachlass des Juden Simcha Guterman, der unter grössten Gefahren auf der Flucht durch Polen die grausamen, vernichtenden Erlebnisse seiner Familie und seiner Mitbürger*innen auf diese Streifen kritzelte, in der Zuversicht, dass diese Flaschenpost einmal gefunden würde.

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Schaue ich von meinem Balkon aus über Buchen und Tannen nach Nordwesten, …

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Als ich gestern früh gegen 08:00 Uhr nach ihm Ausschau hielt, hingen graue Wolken über der Stadt. Am Abend gab es dann einen klaren Sternenhimmel. Der Mond stand hoch und weiss über dem Block. Ich musste mich weit aus dem Fenster Balkon lehnen, um ihn zu sehen.

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So etwas von antriebslos war ich in diesem November. Die kleinsten täglichen Herausvorderungen empfand ich als mühsam, und ich versuchte oft, sie zu ignorieren oder hinauszuschieben. Weit und breit sehe ich nur halbleere Gläser und darüber grauen Hochnebel. Zum Glück erhielt ich in diesem Monat oft Besuch, z. B. eine frühere Freundin, die mich nach sehr vielen Jahren wieder sehen wollte. Nach anfänglichen Bedenken meinerseits, die Frau nennt Blöcke Kaninchenställe, wurde es ein vergnügter Nachmittag. Zwischendurch konnte ich kaum glauben, dass ich das war, die in den lebhaften Erinnerung meiner Freundin „auferstand“. Es kam u.a. ein dunkelhaariger Patrik mit blauen Augen vor, der mich oft besucht hatte. Was wohl aus ihm geworden sei? Keine Ahnung. Einen solchen Patrik habe ich nie gekannt. Ich glaube, nach so langer Zeit bringt meine Besucherin doch etwas durcheinaner. Das nächste Mal kommt sie mit den Fotoalben.

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Sarah, 2nd2nd, female, berichtet:

Es lohnt sich nicht, sich Sorgen zu machen, und ich mach mir dennoch welche. Was es wohl für einen Winter gibt? Die zauberhaft warmen Herzen der Familie reichen nicht und es werden fleissig Vorbereitungen getroffen. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass niemand den Frieden im Land stört und die Regierung immer wieder Lösungen findet. Ich wünsch mir so sehr eine bessere Zukunft für all die Mädchen, die ich in diesen Ferien getroffen habe.

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Sarah, 2nd2nd, female, berichtet:

2. Oktober 2022: Ein unvergesslicher Tag in den Verwunschenen Bergen, der mit keinem Geld der Welt bezahlt werden könnte. Wir feierten die Kinder, den Zusammenhalt, den morgigen Schulbeginn und schlugen uns den Bauch voll. Nationalpark Pllaqica e vokshit

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Sarah, 2nd2nd, female, berichtet:

Ein Familienbetrieb. Zusammen mit der Schwiegertochter bestickt sie Hochzeitskleider. Perle um Perle. Stich für Stich. Es dauert Wochen, bis ein Kleid fertig ist. Respekt. Dementsprechend gehören diese Trachten zum Teuersten, was man in Gjakovas Altstadt kaufen kann.

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Sarah, 2nd2nd, female, berichtet:

Ja, Buben und Männer haben einen viel grösseren Bewegungsradius als Kosovarinnen. Ja, weibliches Potential bleibt oft zuhause. Viele Frauen hier hoffen auf ihre Töchter und Nichten, dass sie sich dem Patriarchat verweigern und selbstbestimmt leben können. Sie selber wollen Strafen dafür verhindern und träumen davon, den herangewachsenen Mädchen später in ein freieres Leben zu folgen.

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Sarah, 2nd2nd, female, berichtet:

Homeschooling – Die Grossen bringen den Kleinen etwas bei

Abwarten und Tee trinken. Das tun die amtierenden kosovarischen Lehrer*innen (wieder einmal). Am Montag wird der Streikmonat beendet, der Lohn bleibt um die 400 Euro derselbe. Davon eine Familie zu ernähren hat die letzten 20 Jahre nicht gereicht und reicht erst recht nicht jetzt, wo seit Covid-19 und dem SchaisputinKrieg die Preise gestiegen sind. Mehr Zeit, Geld und Respekt für Bildung!

Da sind die ersten Schultage meiner Geschwister, Töchter und der älteren Enkelkinder, und dann die unzähligen in den vielen Jahren als Hortleiterin. So ein bisschen aufgeregt und gespannt war ich letzten Montag trotzdem, denn in der Familie werde ich wohl keinen solchen mehr erleben. In den Ferien schaute ich frierend zu, wie Kleinesmädchen in einem Riesenwarenhaus bei Montpellier den Rucksack nach ihren Kriterien auswählte: Verschlüsse, Fächer und Nebentäschchen, Träger und natürlich in Blau, wie die momentane Lieblingsplüschfigur mit den Segelohren. Am vergangenen Sonntag wurde mir der überaus reichhaltige Inhalt vorgeführt: kleines Etui mit Bastelutensilien, grosses Etui mit Faber Castell Buntstiften, Faber Castell Doppelspitzdose in Form eines Käfers mit Radiergummi, Trinkflasche, Znünibox, Filz- und Bleistifte, 1 Frixion-Schreiber. Ein blaues Klebeband mit Namen zierte jeden Gegenstand. Dicke Schweisstropfen nahmen mir die Sicht auf diese Auslegeordnung, und ich war sehr froh um den neuen Spezialbleistift mit integriertem Ventilator, den ich benutzen durfte.

Das Turnsäcklein und dessen Inhalt sah ich mir erst am Mittwoch an. Da trug die Erstklässlerin auf dem Schulweg einen neuen Hut in Neongelb und ein Leuchtgilet – gesponsert von der Stadt.

Irgendwo muss doch eine Schriftstellerin in den Salikornien stehen oder ein Schriftsteller in den Salinen, um sich von diesem Sonnenaufgang inspirieren zu lassen. Aber nein! Wenn man so jemanden brauchen würde, ist niemand in Sicht und frau auf sich selber angewiesen. Die Flamingos schlafen noch, die Hälse in ein S und die Köpfe auf ihre Rücken in die rosa Flügelfedern gelegt, das Wasser der Seen und Kanäle zwischen den Deichen glitzert. Dahinter ruht die Statdmauer von Aigues Mortes, überragt vom Tour de Constance, mit scharfer Schere aus dem Feuerhimmel geschnitten. Die aufgekratzten Jungkrähen sind still geworden – für einen Moment. Kein leichter Abschied. (Notiert am 31. Juli 2022)

Foto: Christian Mendez, unermüdlicher Chronist seiner „Belle Camargue“, Ende Juli 2022

Ich sitze im Café de Paris am Kanal und bin froh über jedes kühle Lüftchen. In ihren Booten schippern die Alten mit orangen und gelben Enkelkindern gemütlich entlang der Fischkutter wahrscheinlich einer Cabane, einer lauschigen Hütte, entgegen. Meine romantischen Vorstellungen von sommerlichem Leben am kühlen Wasser haben sich etwas verflüchtigt, seitdem mir von Hausbootreisenden bestätigt wurde, dass sämtliche Fäkalien, zwar gehäckselt, aber naturrein im Kanal landen. Die Läden und Restaurants klagen über mangelnde Kundschaft: „Trop calme“. Von den Einnahmen der 8 Postkarten und den 20 Meersalztruckli, Bringsel für zu Hause, kann niemand leben. Immerhin geht Kleinesmädchen jeden Morgen in die Boulangerie und kauft Baguetten zum Zmorge und eine für den Strand. Die grösste Anstrengung des Tages ist das Anziehen des Badekleides über den schweissnassen Körper. In Berndeutsch ist es ein richtiges „Schriisse“.

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Seit Jahren „piept“ uns eine Zwergohreule durch die camarguaisischen Julinächte. Diesen Sommer mindestens in der 5. Generation. Wir nennen sie den „Hingertsivogel“ (Rückwärtsvogel), weil ihr Ruf an das Warnzeichen eines rückwärtsfahrenden Lastwagens erinnert. Zwischen fünf und sechs Uhr morgens hat der Winzling, manchmal im Duett mit einem Weibchen, seine Pflicht getan und schweigt. Gackernde Möwen, schnatternde Elstern, gurrende Tauben, mir Unbekannte mit Pfeifen und Tschilpen hüpfen und flattern nun auf Ästen und Dächern. Im Hintergrund das Lodern von Flammen in einem Kamin das Rauschen des Meeres. Menschen haben die Bühne des neuen Tages noch nicht betreten. Erst in den frühen Morgenstunden liessen die blutgierigen Mücken sie endlich schlafen, Antibrumm hin oder her. Einige Bäcker*innen müssen aber den Weg in die Backstuben gefunden habe, denn gegen sechs Uhr schwebt ein Duft nach frischem Brot über dem Campingplatz. Vom rechten Kanalufer bimmelt das Glöckchens der Kirche St. Pierre sieben Uhr.

Zeit für die Hex, gelbe Rüben zu schaben. Den Kaffee gibt‘s erst um acht.

Den Termin bei meiner Coiffeurin Rosalina hatte ich falsch notiert. Ich kam zu früh und schaute Fatmir, dem Herrencoiffeur zu, wie er einen sportlichen Grauschopf umschnippelte, bis der weisse Nacken und die Ohren des Kunden blossgelegt waren. Auf dem Kopf wurde ein Büschel Haare in Kammzähne genommen, gestuft, gegelt, geknetet und in Strähnen gezupft, während die beiden Herren sich über die desolaten Zustände an den Flughäfen unterhielten. Um mich nach der selbst verschuldeten Warterei ein bisschen aufzumuntern, brachte mir Rosalina als erstes einen Espresso, ein Glas Wasser und ein Haselnussküchlein. Wieder einmal sah ich nach der „Behandlung“ richtig jugendlich frisch, ja beinahe keck aus. Allerdings verflüchtigte sich dieser erhabene Moment spätestens dann, als ich an der Haltestelle auf der Neuen Berner Bank, bar jeden Schattens, den Bus erwartete und mir der Schweiss salzig in die Augen lief. Ich meinte, ein leises Pfff zu hören – die Luft aus meiner neuen Frisur? – als ich den Sonnnenhut aufsetzte.

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