„Letzte Weihnachten hatten Sie eine Nobilis“, hilft der Forstwart meinem Gedächtnis nach. „Stimmt, wissen Sie von allen Bäumen, wohin sie gehen?“ Nein, von allen wisse er es wohl gerade nicht, aber doch von den meisten. Sind Christbäume für ihn wie Bücher für mich? Noch heute weiss ich von sehr vielen Leuten, welche Bücher sie bei mir vor Jahren gekauft oder in meiner Bibliothek ausgeliehen haben.
Heuer sind die Nobilistannen (aus dem Aargau) zu hoch fürs Wohnzimmer. Wir nehmen eine Nordmann aus der Region. Der Baum habe unter Hagelschlag gelitten, deshalb sei ein Ast etwas „blessiert“ und deshalb sei auch der „Tuller“ (die Spitze) etwas krumm. Wir kaufen sie trotzdem. Auch wir sind ja nicht unverhagelt durchs Jahr gekommen.

An jeder dieser Edeltannen hänge eine Leiche, wird später meine Tochter von einem Arbeitskollegen (Smartphonebesitzer) aufgeklärt, es sei diejenige des georgischen Samenpflückers.
Der Tannenbaumverkäufer vor dem Orangen Riesen glaubt nicht, dass das auf seine Bäume zutrifft. Sie seinen allesamt aus der Schweiz, ja, sogar aus dem Kanton Bern und er glaube nicht, dass da georgische Samen im Spiel seien.
So oder so ist der Kauf ökologisch unkorrekt. Das sehe ich ein, nachdem man mich auf einen entsprechenden Radiobericht hinweist. Besonders die Nordmanntanne sei in der Aufzucht keineswegs genügsam. Sie wolle als werdender Christbaum gehätschelt und gepätschelt werden, wachse nur langsam, sei krankheitsanfällig und ein richtiger Finöggel, der nach bestem Boden verlange, auf welchem gescheiter Salat und anderes Essbares angepflanzt würde. Nach Tanne rieche sie auch nicht.

Also nobis Nobilis und Nordmann fürs nächste Jahr?
Niemals möchte ich ein Sargnagel der armen georgischen Samenpflücker sein. Nächste Weihnachten schmücken wir eines der zahlreichen Buchen- oder Eichengrotzli aus dem Wald hinter dem Block. Deren blutte Äste seien ohnehin historischer als die genadelten, habe ich gelesen. Das Thema muss am Familientisch besprochen werden.