In Seidenpapier in den Keller

Ehrlich gesagt, der Einstieg in blogk fällt mir nach so langer Zeit der Abwesenheit nicht leicht. Mit allem bin ich im Verzug. Dreikönige wäre eigentlich der Stichtag zum Abbrotzen (berndeutsch: abräumen, abschmücken) sämtlicher Weihnachtdekorationen. Aber erst vorgestern wickelte ich Heiliges Paar, Heilige Heerscharen, Heilige drei Könige, Ochseselschaf und sechzig weitere Figuren (vierzig davon provenzalische Santons) in Seidenpapier und verstaute sie in der Tiefe von Grossvaters Trögli. Mit Schaudern dachte ich an Tante Milla, sagte auch dem Baumschmuck hurtig ade. Bereits anfangs Dezember hatte ich mich im „Chat noir“ mit Weihnachts-Neujahrskarten eingedeckt: eine für Karl, die für Hans und Lina, diese für Familie Michel, für Margrit, für Tante Ruthli, für Christian und seinen Hund und für Caroline und ihre Katze. Hatte wunderschöne seltene Weihnachtsmarken einer Kollegin abgekauft, bereits im Oktober, aber nun ists zu spät, der Stichtag für gute Neujahrswünsche sei passé – und ab jetzt nur noch das Gegenteil.
Ausreden für solch massive Verspätungen sind vorhanden.

Ich war u.a. viel unterwegs, meist zu einem Essen. Hier eine Auswahl:
Das betriebliche Weihnachtsessen fand bereits Ende November statt – asiatisch, weil der Koch Asiate war. Die Vielgereisten unter uns kannten jede noch so stachlige Litschi-Art und löffelten begeistert die Kokoscreme, welche mich an Heissleim erinnerte. Ein Frauenquartett unterhielt uns mit Liedern rund um die Welt. Passend zum Essen waren die niedrigen Sitz- und Tischelemente, schwarzen Särgen ähnlich, auf rotem Teppich.
Unglaublich, wie voll die Berner Beizen an Dezemberabenden waren. Ergatterte man noch ein paar Plätzchen, befand man sich bestimmt zwischen zweidrei lustigherzlichlauten Herrenrunden, hohoho. Am ruhigsten waren die Gäste beim Inder. Kein Wunder, denn hier „geht man liebend gern auf individuelle Wünsche ein“ und „…wir geben uns nur zufrieden wenn auch der Kunde vollkommen glücklich mit uns ist.“
Einmal noch hatten wir hier einen Geburtstagsapéro, wo der Kellner freundlich fragte, ob wir den Sauvignon blanc mit oder ohne Kohlensäure möchten. Über die teuersten verkochten Spaghetti meines Lebens im „Tre Re“ mag ich nicht schreiben. Es gab noch zwei Abschiedsapéros in meiner Institution. Einen für den pensionierten Fachreferenten für Geschichte, mit Käse- und Gemüseplatten, Wein, Reden und Geschenken. Der zweite Apéro war für mich, nun auch pensioniert, mit Canapés und Gebäck von Reinhardt, Wein, Reden, Geschenken und Duzis mit der obersten Direktorin.
2011 hat Familie Blogk zum Glück gut überstanden. Gefreut hätte es mich, wenn auf der Welt ein paar Probleme mehr hätten gelöst werden können, als nur die Beseitigung des Pferdemists auf öffentlichen Davoser-Strassen. Manchmal hat frau es einfach satt, sich mit wenig zufrieden zu geben.
Ein interessantes, gesundes und glückliches neues Jahr!