„Ha, wir Fossilien aus Bern West, uns gibts es noch!“ lachen die Nachbarinnen aus meinem früheren Block. In einem Grüppchen sammeln sie sich um mich, freuen sich und versperren mit ihrem Rollator den Durchgang zum Laden. Seitdem ein paar Meter Luftlinie weiter weg westsidlich eingekauft werden kann, hat sich die Orange-Riese-Filiale im Quartier gewandelt. Unser ehemaliges „vergrössertes Wohnzimmer“ ist orientalisch geworden, vom Publikum als auch von der Ordnung her. Schweizer Kundinnen und Kunden sieht man nicht mehr viele. Ausser Frau Moosberg sind alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu. Deshalb freue ich mich, Bekannte zu treffen. Alt sind sie geworden, die Frauen. Denken sie das auch von mir? Wahrscheinlich. Wir reden ein bisschen von früher, vor der Totalsanierung, als alle noch in ihren Wohnungen wohnten. Schön war das. Man kannte den Gasherd und den Backofen und musste weder Parkett noch Keramikplatten vor Schaden bewahren. Frau Z. wollte den neuen Glaskeramikherd nach der Totalsanierung gar nicht in Gebrauch nehmen, lebte wochenlang von Birchermüesli, bis sie die Idee hatte, sich ein Rechaud zu kaufen. Ihre Jungen verhinderten diese Anschaffung. Zögerlich, aber jeden Tag mutiger, wird nun gekocht und sogar gebacken. Der Geschirrspüler allerdings wird nicht benutzt. Frau W. hat immer noch Mühe mit den Knöpfen im Badezimmer. Noch lässt sie sich von den Nachbarinnen nicht überzeugen, die neue Badewanne mit der Mischarmatur zu benutzen. Es Beckeli tuet’s auch. So reden wir hin und her, bis wir „Fossilien“ nicht mehr stehen mögen.
„Das hat jetzt gut getan. Adieu, auf ein anderes Mal.“