Aus allen Seitengässchen tauchen sie auf, die in Regenkleider verpackten Gestalten mit ihren gestiefelten Winzlingen an der Hand. Die Parkplätze sind « complet ». Eine lange Warteschlange ringelt sich ungeduldig vor dem Eingang zum Sea-Aquarium. Die jungen Katzenhaie werden sich heute nicht über mangelnde Streicheleinheiten zu beklagen haben. Graue Wolken versprechen noch mehr Regen. In den Weinbergen von Listel, die keine Berge, sondern eine sandige Ebene sind, gruppiert sich eine Schar Senior*Innen um ihren Reiseleiter – bunte Regenjacken in hellgrünen Rebstöcken. Vor dem Stadttor fotografieren asiatische Gäste, in durchsichtige Plastikumhänge gehüllt, die Tauben in den Mauernischen und die Topfpflanzen in den Stadtfarben gelb, rot, blau.
Die Flamingos haben sich an den Schilfgürtel des Etangs zurückgezogen. Zwei Graureiher mit Hälsen wie ausgebleichtes Schwemmholz stehen regungslos am Ufer des Kanals. Im Hafen werden die Boote geschrubbt, der Verkehrskreisel bekommt eine neue Gestaltung und die Umleitungen im Städtchen wegen Strassenarbeiten bringen ein bisschen Chaos zwischen Marktstände und Strassencafés.
Die Rösslispielfrau, seit Jahren mit griesgrämigem Gesicht (verständlich, weil chronische Rückenschmerzen), bringt ihr zweistöckiges Karussell für Kleinmädchen in Fahrt. Ich fahre als Begleitung gratis mit.
Zusammen mit den hungrigen Kleinkrähen setze ich mich auf dem Platz vom Heiligen Louis unter einen Sonnenschirm, in dessen Gestänge Heizröhren montiert sind. So wohlig von oben gewärmt essen wir gebratenen Schafskäse auf Salat, Pommes und Zitronenkuchen.

X-mal öffnete ich letzte Woche die Wetterapp der Region Bouche du Rhone: Regen, Wolken, Kälte, nur wenig Sonne. Die Zeitung riet, die Osterferien auf der wärmeren Alpennordseite zu verbringen. Sicher wären unsere Nasenspitzen, hätten wir den Rat befolgt, wärmer geblieben, aber auch über kalte Nasenspitzen lässt sich hinaus sehen.