Restroom im Adobe
Der stille Ort im Lehmziegelhaus von Denise, Las Cruzes

Vor dem Klohäuschen (Restroom) an der I-10 verweilt man gerne. In den Rabatten blühen Petunien, rote Rosen, Yukkas und Rosmarinbüsche. Sogar die Glasscheiben der Infotafeln sind blitzblank. Gibt es hier wirklich noch die Todesstrafe, bei diesen freundlichen Menschen, die sich über unseren Besuch ehrlich freuen, Insidertipps geben, uns nie auf irgendwelche Bankenskandale ansprechen?
Bei El Paso verlassen wir Texas und sind in New Mexico. Im Dorf Mesilla suchen wir den Buchladen von Denise Chavez, einer Freundin von Verena in Marfa. Die steigenden Mieten – immer mehr Reiche ziehen auf den „kleinen Hügel“ – vertreiben die Alteingesessenen aus dem historischen Künstlerstädtchen. Joyce weiss nicht, ob sie ihr „Joyce’s Cafe“ halten kann oder deshalb auch weg ziehen muss, so wie Denise vor einigen Monaten mit ihrem Buchladen.
Wir finden die Buchhändlerin, Autorin und Theaterfrau im alten Teil von Las Cruces. Die Tür ihres Hauses in mexikanischem Stil steht offen. „Bitte, tretet ein, nur herein, ich bin am Schreiben, kommt nur, kommt!“ Die Schriftstellerin lädt uns ein, das ganze Haus anzuschauen, Kaffee und Saft zu trinken, natürlich in den Bücherregalen zu stöbern, die sich selbst in Küche und Bad befinden. An den Wänden hängen Werke ihres Mannes, des Fotografen Daniel Zolinsky. Denise freut sich sehr über unseren Besuch in ihrer „Casa Camino Real“, bedauert, dass wir nicht zum Border Book Festival bleiben können, das sie jedes Jahr in Las Cruces organisiert. Mit unglaublichem Teperament erzählt Denise von ihren neu entdeckten Talenten in Musik, Film, Literatur, Tanz und Theater. Alle Volksgruppen aus dem kulturellen Camino Real zwischen Mexiko und Santa Fe sollen sich am Festival einbringen können.

Ihr Adobe
Die Casa Camino Real, als Tür-offen-Halterin Frida Kahlo

Denise legt eine Schallplatte mit indianischer Musik auf. Ausser der Plattensammlung, den Büchern und Bildern gibt es in dem Haus aus dem 18. Jahrhundert noch zahlreiche Kunstwerke zu bewundern, wie Lampen, Teppiche, Keramiken. Denise kennt die Geschichte des Hauses und ihrer früheren Besitzer, pflegt guten Kontakt zu den Nachfahren. Denise musste ihren Geburtsort Mesilla verlassen, wo das Geschäft besser lief, konnte ihre Arbeit aber hier in Las Cruces vertiefen („less business but deeper work“).
Wir bleiben lange an diesem aussergewöhnlichen Ort und versprechen, wieder zu kommen, in welchem Leben auch immer.