Kleines Mädchen geniesst den ersten Schnee auf dem Dach über dem 20. Stock

Vor längerer Zeit hatte ich mir vorgenommen, niemanden mehr meine Wohnung betreten zu lassen, der/die mir gleich an der Tür verklickert, wie mühsam der Weg, schlimm das Wohnen im Block, man selber nie so wohnen, halt in der Masse, im Beton, anonym, einem bei solcher Erdentfremdung – weil so hoch – bei blossem Anblick der Schnauf ausgehe usw.

Natürlich bleibe ich nicht konsequent. Immer noch tröpfeln regelmässig liebe, intelligente Erdverbundene in meinem 16. Stock ein, essen Brot und Wähen selbst gebacken, selbst gekochte Konfitüre, nehmen gerne ein Gläschen getrocknete Kräuter aus dem Garten mit, eine Schale Apfelmus … Nie, nie habe ich diesen Mitmenschen gesagt, dass mich ihre engen, tristen, mit Schuhen und Sportgeräten verbarrikadierten Treppenhäuser anöden, die Dachschrägen über den Betten mit gewebtem Bettüberwurf, die schnupftuchgrossen Küchenbalkönchen mit Platz für den Abfallsack, die Badezimmer mit den zwischen Wanne und Wand eingeklemmten Klos. Nie bekamen sie von mir zu hören, dass ich mit ihrer Altbauwohnung nicht tauschen möchte – vielleicht das nächste Mal, sollte mir der Nerv doch mal reissen.

Melchiors Ausblick auf die Stadt von oben herab

Fotos: Nesh