So 1 Dez 2019
„Wir werden alt“, talken wir Alten small zwischen Brotregal und Fleischkühltruhe und stehen dabei den Eiligen im Weg.
Werden ist ein bisschen besser als sein. Mich grüsst eine zierliche, alte Frau mit freundlichen Knopfäuglein. Sie freue sich so, mich endlich wieder einmal zu sehen. Bei so viel Herzlichkeit fange auch ich an, mich zu freuen. Die Frau ist nicht beleidigt, als ich sie nach ihrem Namen frage (wir werden alt …) Sie sei Frau Weber vom Sächsezwänzgi. „Ja, klar, natürlich. Wie geht es Ihnen?“ So ein nettes Gespräch mit einer Bewohnerin aus meinem früheren Block, aus dem ich vor zehn Jahren weggezogen bin, ist an diesem grauen Wochentag ein Aufsteller. Ich bin alt, und unter uns gesagt, erinnere ich mich überhaupt nicht an Frau Weber, werde aber im Orangen Riesen ab und zu nach ihr Ausschau halten – falls der neue Lidl in ihrem Quartier das zulässt.
Im vergangenen Jahr bekam ich wieder zahlreiche Whatsapp-Fötis von Familienmitgliedern und FreundInnen. Diese Nachrichten sind für mich immer sehr anregend, spannend, lustig und einfach zum Behalten. Deshalb mache ich damit wieder einen Blogk-Adventskalender.
Heute Familiengottesdienst in der Kirche Bethlehem. Die Jugendlichen vom Kirchenunterricht verteilen am Eingang Gesangbücher und Steine. Später erhalten wir eine Kerze und dürfen unsere Sorgenlast – oder auch die Last von jemand anderem, falls keine eigenen vorhanden – auf den Abendmahlstisch legen. Darauf sehen die dreckigen Rumpelsteine beinahe edel aus, und mir ist tatsächlich leichter zu Mute, als zu Beginn der Predigt.