Als junge Frau hatte meine Mutter kaum Gelegenheit, kochen zu lernen. Sie wurde „auf dem Feld“ gebraucht. Die Küche blieb ihr zeitlebens ein Muss, und es bestand nie Gefahr, dass sie dieses Terrain nur für sich beanspruchte. Als wir in die Bamershalten umgezogen waren, fing meine Mutter an, selber Brot zu backen. In der finsteren Küche versperrte ein riesiger, mit Metallplatten verkleideter Steinbackofen den Platz. Ausserhalb des Backtages diente er als „Kühlschrank“. Das Einheizen mit Reisigwellen war eine Wissenschaft, die sich meine Mutter schnell aneignete. In meiner Erinnerung kommen keine misslungenen Brote oder Kuchen (Wähen) vor. Wenn wieder sechs bis sieben riesige Laibe auf dem Brett, mit vier Drähten an der Kellerdecke aufgehängt, auskühlten, hätten wir Kinder ihnen am liebsten die goldbrauenen Kröpfe abgerissen und sie ausgehöhlt. Kaum war der duftende Nachschub aus dem Ofen, samt einigen mit süssem Eierguss bedeckten Früchtekuchen, fanden, wie mir schien, besonders viele Leute den Weg zu unserem abgelegenen Haus auf dem „überzügigen“ Hügelrücken. Da niemand hungrig und durstig von dannen geschickt wurde, sei’s der Dorfelektriker, der Briefträger, die Schulbuben mit der Brattig (Kalender), der „Reisend“ (Vertreter) mit den Oswald-Suppen, der „Reisend“ mit den Just-Bürsten, der „Reisend“ mit den eingebrannten, abgekürzten Bibelsprüchen auf Holztäfelchen Dennoch aufblicken, Ich hebe meine Augen auf, der „Reisend“ mit den Kälberstricken und dem Melkfett, Verwandte aus der Stadt mit ihren Gästen, wurde das Hängebrett schnell leer. Der Kauf von Hefe konnte zum Problem werden, weil die 50 Rappen dafür fehlten. In einer solch verzweifelten Situation fand Mutter einmal auf der Strasse ein Fünfzigrappenstück – wieder Brot für alle und noch heute eine frohe Familiengeschichte.

Meine Mutter am Holzherd in der Bamershalten, anfangs der 1960er-Jahre.

Am Wochenende waren alle, trotz 3facher Impfung, positiven Familienmitglieder genesen und mochten wieder essen. Zum gemeinsamen Zvieri brachten Tanja und Kaspar u.a. Hobelkäse aus dem Oberland und…

…ein grosses Steinofenbrot.

Dazu gab es Wasser und für die Erwachsenen ein Chopfab-Bier. Über Brot habe ich hier zum ersten Mal vor 16 Jahren geschrieben. Allen, die feine Brote backen und in ihren Blogs darüber berichten herzliche Grüsse und Merci!