Meertruebeli

Dieses JOHANNisbeer-Foto zum Beitrag ist nur scheinbar unpassend (aus meinem Garten)

Ginge es nach den Jungspunden, würde die Frauenorganisation in meiner Partei aufgelöst. Sie sei nicht mehr zeitgemäss, denn schliesslich hätten wir, argumentieren die jungen Genossen, abgesehen von einigen Kinkerlitzchen, die Gleichstellung der Geschlechter erreicht. Allenfalls könne man ja eine Art Geschlechterbüro einrichten.
Wieder typisch, denke ich. Eine super funktionierende selbsttragende Organisation, die sich – weil für Frauenanliegen – für die ganze Gesellschaft einsetzt, wird demontiert und irgendjemand soll irgendwie irgendwo irgendwann ein neues, „auch den Männern zugängliches“ Büro aufmachen.

Dass Männer nicht vernächlässigt, gar ausgeschlossen werden, dafür setzt sich neuerdings auch eine SVP-Stadträtin ein. (Ich mag gerade nicht verlinken.)
Wie bitter sei es z.B. beim Schweizer Frauenlauf Bern für die Männer, nur Zuschauer am Strassenrand sein zu dürfen, obwohl sie doch täglich joggen (während ihre Frauen einkaufenkochenwaschenkindervonderkitaabholenputzen?) und sie mit ihren kräftigen Waden den Lauf problemlos bestreiten könnten, wenn man sie nur liesse. Ein reiner Männerlauf muss her! Die rechte Stadträtin wird ihn für ihre unterdrückten Brüder organisieren. Das ist sie ihnen schuldig, denn zusammen mit zehn SVP-Männern darf sie schliesslich als einzige SVP-Frau im Stadtrat sitzen.

Eigentlich wollte ich einen Beitrag über die Frauen schreiben, denen ich in der vergangenen Woche begegnete.
Ein paar Notizen auf meinem Zettel:
Suzanne: „Manchmal liege ich in den Bohnen, schaue in den Sternenhimmel und merke, wie klein ich bin.“
Lotti: „Als ich jung war, machten mich Wörter wie ‚Ewigkeit‘, ‚unendlich‘ und ‚Universum‘ fast wahnsinnig.“
Therese: „Nachdem ich den ganzen Vormittag anspruchsvolle Kundinnen und Kundinnen beim Kauf von Vorhängen und anderen Dekostoffen beraten habe, lege ich mich in der Mittagspause im Sousol des Geschäfts auf eine Liege zwischen die neuesten LED-Vorhangkollektionen. Da kann ich super abschalten.“
Marie-Luise: „Mit dem Literaturpreisgeld will ich einen Hühnerhof bauen mit einem starken in die Erde gesetzten Zaun gegen den Fuchs. Dann reichts vielleicht noch für einen Wintergarten.“
Leni: „Als Politikerin ist es schwierig, Freundschaften zu schliessen, die das Amt überdauern.“
Louise: „Nächsten Monat werde ich anfangen, jungen Kriegswitwen in Sri Lanka Englischunterricht zu geben, damit sie die Aufnahmeprüfung in eine Schule bestehen. Diese Frauen gehören zu der alleruntersten Kaste und haben sonst null Chancen.“
Franziska: „Ich bin daran, intensiv Italienisch zu lernen, weil ich mich im ‚Movimento AvaEva‚ engagiere. Als Biologin biete ich den ‚Grossmüttern‘ u.a. Wanderungen zum Thema ‚Pflanzen‘ an. Die Frauen helfen mir mit der Sprache, so dass mir das Italienische immer leichter fällt.“
Kea: „Dass es dem Kalifornische Mohn in deinem Garten nicht zu gefallen scheint, ist nicht deine Schuld. Ich habe ihn in meinem Garten in Kalifornien ausgesät und nichts ist passiert.“
Madeleine: „Als Grossmutter brauche ich ein grosses Auto und eine grosse Kuchenform.“

In diesem Jahr gibts Johannisbeeren in reichen Mengen – es ist ein Geben und Nehmen in Form von leckeren Kuchen und Konfitüren. Gelee für die Spitzbuben wird auch noch eingekocht.