Mi 25 Jul 2007
Südlich von Montélimar sind die Franzosen faul, richtige Faulenzer, die nichts können ausser Geld zählen und Sonne und Meer verkaufen. Wenn er „nichts“ sagt, dann meint er mehr als nichts, „zéro, zéro“.
Joseph, „Gärtner-Elektriker-Mauerer-Schreiner-Monteur“ auf dem Campingplatz, formt mit Daumen und Zeigefingern zwei Nullen. Diese Faulpelze wollen sich in drei Monaten ein gutes Leben für ein ganzes Jahr verdienen. Sie fahren deutsche Autos, weil ihnen die einheimischen Erzeugnisse nicht gut genug sind und scheuen jede Arbeit wie der Teufel das Weihwasser. Deswegen stellen sie die Landsleute von nördlich von Montélimar an. Ohne diese Frauen und Männer – ja, oft ganze Famlien samt Grossmüttern – würde der Tourismus hier zusammenbrechen.
Und ohne den Tourismus wären die Südfranzosen aufgeschmissen, weil sie nichts können, weder backen noch kochen und auch sonst kein Handwerk. Nimm ihnen die Gastarbeiter und Nordfranzosen weg und sie werden verhungern oder schneller noch verdursten. Aber so lange die Nachfrage nach Sonne und Meer besteht, müssen sie halt selber niemals einen Finger rühren.
„Aber die Pferde- und Stierzucht, die können sie doch?“ wende ich ein. „Nein, auch davon verstehen sie nichts,“ ein Touristenmärchen sei das, meint Joseph.
Joseph weiss, was Arbeit ist. Als eines von zehn Kindern einer lothringischen Familie stieg er mit sechzehn Jahren erstmals in die Grube, kam dann als Holzfäller und Bauarbeiter Richtung Süden. Nun arbeitet er seit sieben Jahre auf dem Campingplatz für 1500 Euro im Monat. In der Hochsaison hat er 12-15 Stunden täglich zu tun, aber im Winter ist es ein Halbtagsjob. Er hat keine Frau, ist ein freier Vogel, aber sicher nicht vom anderen Ufer – Gott bewahre! Der Bordellbesuch ist budgetiert, immer 200 Euro, das klappt einwandfrei, und niemanden muss er anrufen oder gar anlügen. Das Leben ist schön!
Nun macht er das noch zwei Jahre bis zur Pension, dann kauft er sich einen Camper. Sein restliches Leben will er an warmen Orten verbringen, nie mehr zurück in die Grube, sondern „immer der Sonne nach“.