Di 15 Apr 2008
Ich frage die neue Witwe aus dem 8. Stock wie es ihr gehe? Ja, was denn nun das Härteste sei im neuen Alltag? Sie war Psychiatrieschwester und ist nach der Pensionierung eine geblieben, die sich alles sehr genau überlegt und von der man viel lernen kann im Treppenaus.
Ach, meint sie, die Schmerzen. Die Schmerzen seien schlimmer als vorher, als der liebe Charlie noch lebte und ab und zu die Hand auflegte oder sagte, das sei bald vorbei.
Und der Kummer der Pflegetochter mit den Männern. Sie könne da nichts helfen, nur wiederholen was der Charlie immer gesagt habe: Werde am Einfachen glücklich – mehr als dies‘ Vermächtnis habe sie nicht zu geben.
Den Ehering zu einem neuen Schmuck verarbeiten zu lassen, dafür fehlt ihr das Geld. Sie hat ihn nun mit Kunststoffleim auf einen flachen Stein geklebt, der neben vielen anderen Ketten von Charlie an ihrem Hals baumelt.
Es sei schon richtig, sei er nun gegangen. Zum Glück bei Eiseskälte, als man ihn bei offenem Fenster aufbahren konnte. Das war ein wahres Geschenk.
April 16th, 2008 at 09:03
Bei offenem Fenster aufbahren? Das klingt irgendwie wie zu Gotfhelfs Zeiten
April 16th, 2008 at 23:50
Wenn es möglich ist, wie in diesem Fall, den Toten zu Hause aufzubahren wie zu Gotthelfs Zeiten, ist das eine tröstliche Alternative zu den Leichenhallen von Kirchen und Spitälern.