So 8 Mai 2005
Hier ist das Gedicht, welches der Soldat Albert im Januar 1942 auf die leere hintere Seite des hier erwähnten Briefes notiert hat. Er hat es für seine oder mit seinen Kameraden gedichtet und mit ihnen im „Réduit“ rezitiert:
Hört, ihr deutschen Michel,
ihr sieget euch zu Tod.
Der Hammer und die Sichel,
die bleiben ewig rot.
Hitler, Goebbels, Goehring
werden dann verbannt.
Schickt sie nach Sibirien,
so habt ihr Ruh im Land.
Ihr werdet Moskau niemals sehn,
vielmehr daran zu Grunde gehn
wie einst Napoleon.
Ziehet dann der Frühling
über Engeland,
hält der britsche Löwe
das Szepter in der Hand.
Ein ganzes Volk in Scharen fleht:
„Ihr werdet England niemals sehn
wie einst Napoleon.“
Es ist ein Hess entsprungen
aus einer Messerschmitt.
Er hat ein Lied gesungen:
„Ich mache nicht mehr mit.“
Begeistert brüllt ein ganzes Volk:
„Wir fahren gegen Engeland!“
Und wenn mal wirklich einer fährt,
dann wird er für verrückt erklärt
wie einst der Ruedi Hess.
Mai 8th, 2005 at 22:09
Ich weiss nicht, ob Albert dieses Gedicht selber „gedichtet“ hat. Auf alle Fälle hat er es aufgeschrieben, als Papier für Privates selten war.
März 13th, 2006 at 14:39
Während des Krieges schickte eine Schweizer Freundin meiner damals 20-jährigen Mutter das Gedicht „hört ihr deutschen Michel“. Sie war davon so begeistert, so dass sie es vervielfältigte (sie arbeite bei der Zeitung)und an Freunde und gute Bekannte weiter gab. Wie Zeitgenossinnen u. -genossen sicher wissen, hat sie sich damit in Lebensgefahr begeben, aber ihr war das damals nicht bewußt. Jedenfalls bin ich stolz, eine Mutter zu haben, die keine Nazi-Anhängerin war.
Schön, dass das Gedicht jetzt auch im www zu finden ist.
März 14th, 2006 at 01:26
Das ist ja eine wunderbare Ergänzung! Ja, Albert hat es wohl nicht wirklich selber gedichtet. Aber vielleicht glaubt er das ja heute einfach, mit neunzig darf man das. Wir werden ihm nächsten Samstag von der Vervielfältigung erzählen, er wird begeistert sein. Vielen Dank!