Mi 30 Nov 2005
Sie sei vorgestern Abend zusammengebrochen, erzählt mir mein Vater am Telefon, als ich mich nach Mutter erkundige. Mutter mag nichts mehr essen, auch kaum mehr trinken. Vater, der im 95sten geht, hat weder die Nachbarn alarmiert, noch den roten Alarmknopf auf seiner Spezialuhr gedrückt. Um seine Frau nicht zu verletzen, schlang er ihr ein weiches Tuch um die Brust und richtete sie damit nach und nach auf, ihr immer Zeit lassend, sich in jeder Stellung zu erholen, eben „süüferli“, sanft, wie er mir erklärte. So konnte er sie ganz allein zu Bett bringen.
Vater hält jeden Tag das über hundert Jahre alte Holzhaus warm, damit Mutter nicht friert, denn sie mag keine Strümpfe mehr anziehen und Jacken schon gar nicht. Heute hat Vater Blut- und Leberwürste mit Rotkraut gekocht, auch süüferli, wies Kraut und Wurst gern haben. Wer weiss, vielleicht mag Müeti auch ein bisschen davon „meisele“ (sehr wenig essen, wie eine Meise)?
Sonst versuche er es zum Zvieri noch einmal.
November 30th, 2005 at 15:10
Der Mann ist einfach genial! Ich hoffe sehr, dass Öma die Kurve nochmal kriegt.
Dezember 1st, 2005 at 00:37
Er wäre in jungen Jahren gerne Krankenpfleger geworden. Hätte dann weniger bös gha (weniger streng arbeiten).
Nun i s t er einer, in alten Tagen, ohne Ausbildung nach SRK.
Anerkannt und bewundernswert.
Dezember 1st, 2005 at 01:29
Ach, er macht es einfach immer richtig und ich sage das in Dankbarkeit. Es ist schön und schwierig zugleich, von ihm abzustammen.