Endlich wohnen wir nicht mehr im Westen von Bern.
Ich habe diese schlecht erzogenen und aggressiven albanischen Kinder satt. Ausserdem war unsere Wohnung voller Schimmel. Hier in Muri wächst unsere Tochter viel besser auf. In der Schule hat es nur Schweizer Kinder und alle sprechen nur Deutsch. Das ist so schön! Und ein bisschen weniger Steuern bezahlen wir auch. Jetzt bleiben wir hier. Näher bei der Arbeitsstelle meines Mannes zu wohnen, wäre schon praktisch, aber dort hat es eben auch so viele Ausländer. Sie beeinflussen einfach meine Tochter negativ.
Nein, standesamtlich geheiratet haben wir noch nicht. Dass unsere Tochter immer noch meinen Namen trägt, stört unsere Familien schon. Bei uns ist es halt so, dass der Stammbaum nur über den Namen der Väter wächst. Zu einer zivilstandesamtlichen Trauung fehlen uns noch verschiedene Papiere. Eine Bestätigung aus Prishtina, dass mein Mann nicht bereits verheiratet ist, der Geburtsschein meiner Tochter und…
Hauptsache, wir hatten unser Hochzeitsfest, sonst würden wir nicht zusammen hier wohnen und müssten uns immer noch heimlich treffen. Hoffentlich wird sich unser Mädchen einbürgern lassen können. Mir haben das meine Eltern verboten und mein Mann hätte schon gewollt, könnten wir es uns überhaupt leisten und wäre er nicht betrieben worden.

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Drita lebt in einem konservativen Dorf in Kosovo, dem Geburtsort meines Mannes. Sie ist seine jüngste Cousine väterlicherseits und als einzige noch ledig. Letztes Wochenende wurde sie verlobt. Sie wird im Laufe dieses Jahres heiraten und ab diesem Moment bei ihrem Ehemann wohnen. Sie ist dann verpflichtet, ihre Schwiegereltern und deren Haus bis in den Tod zu pflegen und mindestens einen Sohn zu gebären.

Ich hatte das Glück, Drita letzten Winter kennen zu lernen. In Kosovo lag sehr viel Schnee und wir sassen in den Ferien hauptsächlich um den Ofen herum. Auch im eingeschneiten Haus ist uns die Decke nicht auf den Kopf gefallen. Drita unterhielt uns mit ihren unzähligen Geschichten, Gedichten und Liedern. Drita bedeutet in Albanisch Licht. Ein passender Name, denn sie hat auch während dem täglichen Stromausfall stets Licht in die Stube gebracht. Sie hackte Holz, sprang übers Feuer, sammelte die letzten Kastanien, briet sie auf dem Ofen, führte uns ihre akrobatischen Kunststücke vor, machte den Handstand und konnte sogar den Spagat. Sie wusch ihrer alten Mutter die Füsse und massierte ihrem kranken Vater den Rücken. Sie wäre die perfekte Schauspielerin, in so viele Rollen konnte sie schlüpfen. Ihre Stimme war zum Verlieben. Besonders wenn sie ihren Neffen tröstete oder ihm Lesen, Schreiben und Rechnen beibrachte. Seine Kindergärtnerin wollte ihn direkt in die zweite Klasse bringen, aber Drita fand ihn als Fünfjährigen dann doch zu klein dafür.

Mein Mann und seine älteste Cousine sind sehr traurig, dass Drita nun „zur Frau wird“. Was hätte es nun für einen Sinn, in ihrem Heimatdorf Ferien zu machen, wenn sie nicht mehr da sei? Das Licht ist aus.

Kleinesmädchen haut in die Tasten:

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„… und der Blogk ist tot.“ seufzt 1st mitten in der anstrengenden Arbeitswoche zwischen frisch gewickeltem Kleinmädchen und geschnetzeltem Lauch.

Die andere Blogk-Familie ist in den Bergen am Skifahren und ich vernachlässige den Blogk, weil ich für meine Prüfung lernen muss. Ausserdem schreibe ich nicht dafür, nur damit etwas hier steht -mit Ausnahme dieses Beitrages, der keinen anderen Sinn hat, als den Blogk in 1st’s Vorstellung wieder zum Leben zu erwecken.

Voilà, da sind wir wieder.

Die zentrale Rolle auf allen drei ähnlichen SiegerInnen-Fotos hat das Wetter gespielt. Der erste Platz hat eine hauptsächlich graue Nebel-Aufnahme bekommen.

Ich habe falsch gedacht, dass FotografInnen gewinnen werden, die etwas Typisches von unserem Quartier eingefangen haben; etwas, das es nur bei uns gibt. Genügend verschiedene prächtige Fotos wurden eingesandt, um ein breiteres Spektrum an Blickwinkeln und Themen abzudecken: die Blöcke neben dem Wald, das Bauernhaus vor moderner Architektur, der Dorfbrunnen, das Miteinander von Stadt und Land, Menschen, unsere Bushaltestellen. Nein, roter Himmel und Nebel bekamen am meisten Punkte. Die Häuser und Kräne darauf hätten irgendwo stehen können.

Auch die Gestaltung der Plakate hat mich enttäuscht. Schräg und schlecht geklebte Fotos auf zum Teil gewelltem Papier hätten nicht akzeptiert werden dürfen. „Das haben halt Jugendliche gemacht.“ hiess es. Liegt die Verantwortung denn nicht bei den Projekt begleitenden Erwachsenen, zu instruieren, wie gerade geklebt wird? Nein, lieber schmiert man während dem Apéro noch ein bisschen Papierleim anstatt Fotokleber unter die Bilder. Wo bleibt da gegenüber den FotografInnen die Wertschätzung? Ausserdem hätte die Hochschule der Künste um die Ecke das Projekt bestimmt unterstützt und auch angemessene Bilderrahmen ausgeliehen.

Ich habe Leute zur Ausstellung mitgeschleppt und bin mir dessen reuig. Das Image von Berns Westen wird bestimmt durch Einzelne aufgepeppt, aber nicht durch diese unprofessionell durchgeführte Ausstellung.

Betrifft: Kindertagesstättenplatz

Sehr geehrte Familie

Bedauerlicherweise werden wir auf den städtischen Plätzen keine Kapazität haben ab Februar 2007 und können Ihnen deshalb vorläufig kein Angebot machen.
Wir melden uns bei Ihnen, sobald sich eine Möglichkeit abzeichnet, was aber, wie es aussieht, kaum vor den Sommerferien der Fall sein wird.

Mit freundlichen Grüssen

Kindertagesstätten
die Leitung
C. E. “

Ich habe Kleinmädchen auf die Warteliste gesetzt, als ich im 5 Monat schwanger war. Bern ist wirklich kein Vorbild, was die Kitas anbelangt. Und jetzt?

Ferien.

Gestern ging ich voll einer Gewinn-Hotline (Cusamo AG [?], Postfach 182, 5015 Erlinsbach, Solothurn) ins Netz. Nähere Ausführungen wären allzu peinlich, dennoch blamiere ich mich damit, dass ich 10 min. für 4.23Fr./min. vertelefoniert habe.

Heute wurde meinem Mann ein Strassensignal geklaut, das er abgeschraubt und nicht angekettet hatte, damit die Feiertags-BesucherInnen mehr Parkiermöglichkeiten haben.

Wir verreisen, sonst verarmen wir ob unserer Naivität. Wir fahren morgen nach Wien. Tschüss.

Jeder Schüler meiner Praktikumsklasse, KKD, durfte eine Lehrperson auswählen, um ihr einen Weihnachtsbrief zu schreiben. David wollte der Logopädin schreiben. Die Lehrerin fand seinen Brief nicht sehr weihnächtlich. Die anderen Knaben hatten Sterne gemalt und „froe Weinachten und ales gute“ geschrieben. Doch auf Davids Brief stand: „Liebe Frau Keller. Es tut mir leid. Viel Glück von David.“ Darunter waren ein Kreuz und ein ganz trauriger Sankt Nikolaus gezeichnet. Rundherum regnete es Bleistiftstriche. Tränen?

Im Lehrerzimmer klärte uns die Logopädin auf. Wir wussten, dass vor einigen Wochen ihr Vater gestorben war, aber dass sich der kleine sprachbehinderte Vietnamese daran erinnerte, darauf sind wir nicht gekommen. Ob er den Weihnachtsbrief alleine gemacht habe, wollte Frau Keller wissen. Nein, sein Freund, ein Albaner, hätte ihm geholfen. Der sei allerdings der Meinung, nach dem Tod werde man wieder geboren. David selbst glaubt aber eher, ihr Vater sei jetzt ein Engel.

Jemand klingelte unten an der Gegensprechanlage. Nein, kein Liftproblem, kein überschwemmter Waschraum, keine Gjyshe und auch keine Reklamationen störten unser gemeinsames Mittagessen, sondern ein Maler. Mein Mann wunderte sich, weil er keinen Termin mit ihm vereinbart hatte und vermutete, der Maler wolle Material unterstellen.

2nd2nd, male kam mit einer schwarzen Schachtel mit roter Schleife zurück. „Ein Dankeschön, für das Jahr unserer Zusammenarbeit. Nicht der normale Mitarbeiter hat es mir gebracht, sondern der Abteilungsleiter.“ „Und, wie hast du ihm gedankt?“ wollte ich pädagogisches Huhn wissen. „Ich hab ihm gesagt, ich sei zufrieden mit seinen Arbeitern.“ „Und?“ „Ich würde sie auch im nächsten Jahr mit Aufgaben beauftragen.“ Erst als er die Schachtel öffnete, erkannten wir edle Eichenberger Schokolade und da fiel auch das elegante Briefchen heraus: ein 100.- Gutschein für die Herrenabteilung im Globus.

Damit hat es gestern angefangen. Seither schneite es meinem Mann x Glückwunschkarten ins Haus, ein 10.- Coop-Gutschein, ein 20.- reka check, eine Schachtel Pralinen, eine Panettone, eine riesige Toblerone vom Elektriker, einen Tischkalender eines Technischen Mitarbeiters und ein Matterhorn-Wand-Kalender vom Heizungsmensch.

„Hast du jemals so viele Glückwünsche erhalten?“ wollte ich wissen. „Nein, aber ich habe immer den Leuten geholfen. Jetzt endlich danken sie mir. “

Wir haben Blog-Besuch. Eigentlich ist er ja aus Deutschland angereist, aber mir scheint, er entsprang dem Internet. Erst seit Freitag hier zu Gast, hat er schon unsere drei Blöcke gesehen, ass Raclette, sprach stundenlang über Ost und West und war mit uns bei meinem Grossvater auf dem Land, wo er das noch unverdorbenes Berndeutsch hörte. Morgen kommt er zu uns aufs Dach, damit er unsere Stadt in alle Himmelsrichtungen überblicken kann. Ich glaube, ihm gefällts hier.

Der Verwalter hat meinem Mann mitgeteilt, dass 90% aller MieterInnen, die an der Umfrage teilgenommen haben, zufrieden mit ihm sind. 65% der Bogen wurden übrigens von SchweizerInnen ausgefüllt.

In dem Schreiben, das alle BlockbewohnerInnen Mitte Oktober erhalten haben, steht, der Hauswart „führe die ihm übertragenen Aufgaben gut aus“ und sei auch „als Mensch angenehm“. Ausserdem wird darin zu Recht hin gewiesen, dass „es absolut unnötig ist, hinter vorgehaltener Hand über die Umstände zu klagen und zu versuchen andere Mitbewohner negativ zu beeinflussen“.

Viele MieterInnen nutzten den Umfrage-Bogen, um den Vorgänger zu kritisieren. Jetzt sei es viel sauberer als je zuvor, man könne endlich mit dem Hauswart sprechen und auch die Kinder hätten keine Angst vor ihm! Die früheren zwei Hauswarte hätten niemals Menschen die Türe aufgehalten, geschweige denn, Leute mit Stock am Arm geführt.

So hat sich die Situation doch noch zum Guten gewendet. Leute, die meinem Mann vorher so frech und respektlos begegnet sind, halten jetzt ihren Mund. Auch die Verwaltung steht nun endlich hinter ihm, denn jetzt kennt sie eben diese wenigen Namen der „unzufriedenen SchweizerInnen“ und weiss, wie sehr seine Arbeit von der grossen Mehrheit geschätzt wird.

Was für ein Tag. Am morgen begannen wir mit unserer persönlichen Putzerei und wurden ständig unterbrochen, so dass wir erst jetzt (fast) fertig sind. Am Vormittag klingelte zuerst die Mazedonierin. Sie hatte verweinte und von Make-up verschmierte Augen und hielt mir einen positiven Schwangerschaftstest unter die Nase. Zwischen Staubsauger und hungrigem Baby tröstete ich die Arme und rief erneut der Polizei an. Ich wollte mich informieren, was mit einer erneut vergewaltigten, geschlagenen, schwangeren, arbeitslosen Mazedonierin passieren würde, wenn sie die Polizei kommen lässt und sich von ihrem „Papiirli-Schweizer“ trennt. Trotz vielen Vorschlägen kehrte sie zurück in die Ein-Zimmer-Wohnung und liess sich von ihrer Familie aus Mazedonien Anweisungen geben, ihren Mann nicht zu verlassen, da ihr Vater sonst sofort sterben würde und sie niemals wieder zu ihnen kommen dürfe.

Seit einer Stunde warte ich nun auf Block-Besuch, der vielleicht nicht eintrifft, weil der Lift stecken geblieben ist. Darin befinden sich mehrere Kinder, die ich heute Nachmittag zu Recht gewiesen habe, nicht aus dem Balkon zu spucken. Sie sind Vietnamesen und wohnen erst seit diesem Monat im Haus. Ein Kenner hat vor längerer Zeit ein Schloss im Lift kaputt gemacht. Mein Mann hat dieses Loch jetzt überklebt,

Lift heute

aber jemand ein Tramgegner hat den Karton-Kleber wieder durchstochen und die Kinder haben jetzt wahrscheinlich was hineingestopft.

Mein Mann wartet jetzt auf den Liftmonteur und ich auf den Besuch. Zum Glück ist Kleines Mädchen so lieb, deshalb kann ich nämlich heute zum ersten Mal wieder in den Ausgang, wenn ich nicht auch irgendwo stecken bleibe.

Heute Morgen kreuzte ich im Treppenhaus meine Schwiegereltern. Da wir nahe aneinander vorbei gehen mussten, drängte ich dem Vater meines Mannes die Frage auf, ob er denn sein Grosskind gar nicht anschauen wolle. „Mou schon schauen. Aber nichts schauen, wenn ich habe nichts im Sack.“ war seine Ausrede. „Schauen Sie nur!“ zwang ich ihn. Und ich gewann zwischen den Briefkästen einmal mehr eines meiner heimlichen Duelle. Doch bevor er sich zu seiner Enkelin bückte, befahl er seiner Frau, ihm 50.- zu reichen. Er nahm sie, hauchte dem schlafenden kleinen Mädchen ein „Mashallah“ aufs Bäckchen, steckte ihr den Geldschein in ihren flauschigen Anzug und hatte tatsächlich feuchte Augen: „Kinder, Kinder…“ stammelte er. Frau Schwiegermutter weint normalerweise auch bei solchen Begegnungen, aber heute hatte sie ganz rote Wangen und lachte. Endlich durfte sie sich vor den Augen ihres Mannes in den Kinderwagen hängen und ihr Grosskind küssen. Der Grittibänz, der darauf lag, war danach verdrückt und Kleines Mädchen wach.

Ich simselte die Neuigkeit sofort meinem Mann: „Dein Vater schenkte unserem kleinen Mädchen soeben 50.-.“ Er schrieb umgehend zurück: „Ja was. Das ist ja was besonderes. Endlich hat Kleines Mädchen einen Grossvater.“ Ich musste lachen, weil ich beim „Ja was.“ den Tonfall meiner Mutter im Ohr habe. Mein Mann findet alle „Sprüchli“ von 1st so gut. E dr Tonnerschiess und schnorzeporze gefallen ihm besonders.

Frau mit Baby hat ja sooo viel Zeit für Nachbarn und Nachbarinnen…

Heute war ich mit einer mazedonischen Nachbarin auf Stellensuche. Leider kam uns der marrokanische Ehemann der Tochter einer Freundin von 1st zuvor. Er verkauft jetzt die fein duftenden Waffeln vor dem Globus. Die Mazedonierin tröstete ich damit, dass es sowieso ein Sch…job sei, frierend ein viel zu teures Gebäck zu verkaufen.

Ich weiss ihr nicht mehr zu helfen. Deshalb zeigte ich ihr noch die Beratungsstelle, wo sie nächsten Montag ohne Termin einen Termin bei einer Albanisch sprechenden Fachfrau bekommt.

Meine mazedonische Nachbarin ist seit sechs Monaten in der Schweiz. Sie spricht erstaunlich gut Deutsch, weil sie immer zuhause vor dem TV sitzt und „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ und all die Verliebt-in-Berlin-Serien guckt. Ihr Mann hat sie hergeheiratet, weil er eine Frau braucht, die für ihn den Haushalt schmeisst und Essen kocht. Er selbst vergnügt sich mit einer Beatrice, die einen sechsjährigen Sohn von ihm hat. Dass meine Nachbarin das weiss, weiss ihr Mann nicht. Aber letzte Woche hat sie endlich der Polizei angerufen, als er sie wieder geschlagen hat. Tatsächlich sind Uniformierte gekommen, die ihn aber erst das nächste Mal mitnehmen werden. Seither schläft das Ehepaar getrennt und die Mazedonierin darf nach draussen.

Leider weiss sie schon, was ihr die Frau Beraterin mitteilen wird, nämlich dass die Aufenthaltbewilligung nicht verlängert wird, wenn sie eine Trennung von ihrem Mann in Betracht zieht. Was jetzt? Zurück in das perspektivlose Mazedonien oder noch weitere Male spitalreif geprügelt werden?

Als ich am Mittag immer noch nichts gegessen hatte, schon richtig stank vor lauter schwitzen vom ewigen Kleinen-Mädchen-Herumtragen und vom Keine-Zeit-Haben-zum-Duschen, da kam mir eine Idee. Meine Schwiegerfamilie wohnt zwar sieben Stockwerke unter uns, aber geholfen haben sie uns noch nichts, im Gegenteil. Also erklärte ich dem kleinen Mädchen, ich bräuchte kurz Zeit um mich frisch zu machen und anzuziehen. Ich würde sie jetzt zur albanischen Grossmutter bringen. Nein, das sei keine Strafe. Nach zwanzig Minuten würde ich sie wieder abholen, versprochen.

Bevor wir den Lift zu meinen unfreiwilligen Verwandten nahmen, versicherte ich mich, dass der tyrannische grosse Bruder nicht zu Hause war. Ich klingelte. Meine Schwiegermutter öffnete barfuss und verschlafen die Tür. Ich streckte ihr Kleines Mädchen entgegen. Sie nahm es ohne zu zögern. Ich erklärte in gebrochenem Albanisch: „Bitte, zwanzig Minuten. Mädchen weint ganzer Vormittag. Ich, duschen, anziehen. Ich, schnell. Zwanzig Minuten. Danke. Tschüss.“
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In meinem Leben bin ich mindestens 30’000 Mal mit dem Lift gefahren. Ich habe mit den Mitfahrenden ein kurzes Wort gewechselt, Gespräche geführt, Neuigkeiten ausgetauscht und mich mit einem guten Wunsch von ihnen verabschiedet. Natürlich bin ich manchmal gezwungenermassen oder auch freiwillig die Treppe hinauf- oder hinutergelaufen.

Aber heute, heute habe ich den Lift das erste Mal nicht genommen, um sozialem Kontakt auszuweichen.

Letzten Freitag, vor dem Abstimmungswochenende, warf der Verwalter in alle 166 Briefkästen einen Brief. Alle MieterInnen erhielten einen Umfragebogen, auf dem sie verschiedene Fragen zum Hauswart mit „sehr gut“ bis „schlecht“ ankreuzen müssen und extra Zeilen für Reklamationen bekamen. Darüber informiert wurden wir offiziell erst gestern. Da für kein Kreuzchen eine Begründung verlangt wird, werden alle, die meinen Mann mögen ein „Gut“ ankreuzen und alle anderen ein „Schlecht“. Fragt mich nicht, wie ein solcher Bogen ausgewertet werden soll. Die Emotionen fahren auf und ab.

Wenn ich eine Mieterin wäre, würde ich nun jedes Mal, wenn ich mich, die Hauswartsgattin, sähe, an diese Umfrage denken. Umgekehrt ist es leider auch so, dass ich nun beim Zusammentreffen mit MieterInnen auch immer daran erinnert werde. Jeder Wunsch, den ich ihnen mit auf den Weg gebe, wird gewertet, denke ich. Die Frau Hauswartgattin ist bestimmt nur so freundlich, weil sie will, dass ich ein „gut“ für ihren Mann ankreuze. Ein elendes Misstrauen frisst mich auf und heute steige ich Treppe abwärts.

Ob wir noch umziehen müssen, damits wieder aufwärts geht?

verpuppt

Ältester Sohn mit Frau, Kind und Schwester im Ausland, jüngster Sohn in der Schule, Ehemann bis 15:00 Uhr ausser Haus; deshalb packte meine „einsame“ Schwiegermutter die einmalige Gelegenheit beim Schopf und besuchte uns das erste Mal. Bereits hier dachte ich: Blogkstoff. Sie brachte meinem Mann sein Lieblingsessen, drei Paar Socken (Styled in Türkiya) und ein Unterhemd, mir zwei Paar Kniestrümpfe und dem Bébé die Söckchen und ein selbst gestricktes weisses Libli. Ich machte ihr einen Kaffee und liess sie unsere Hochzeitsbilder anschauen.
Bevor sie sich wieder die sieben Stockwerke hinunter schlich, wickelte sie das Bébé traditionsgemäss ein. Nur der Verband um das Päckchen Mensch fehlte und so blieb das Kind glücklicherweise nur eine Minute bewegungslos.
Beim Abschied bat sie ihren „verlorenen“ Sohn, niemandem von ihrem Besuch zu erzählen. Trotz meiner Zurückhaltung und übertriebenen Freundlichkeit fragte ich sie, ob denn der grosskotzige grosse Sohn unser aller Präsident sei. Sie antwortete, er habe halt der Familie den Kontakt mit uns verboten und basta.

Diese Welt, sieben Stockwerke unter mir, werde ich mit noch so viel Empathie niemals verstehen können. Apropos, hoffentlich verbringe ich nächsten 14. Juli in Frankreich.

Ihr hattet recht: ausser, dass ich das Kindlein verwöhne, komm ich zu fast gar nichts. Immerhin spazieren wir regelmässig im und um den Block. Dabei treffen wir immer viele Leute, die das Bébé anschauen und gratulieren wollen.

Auch den Arabisch sprechenden Lulatsch haben wir getroffen. Dieser, der diverse Dinge (T-Shirts, Nastücher, Zigarettenpackungen, Kondome) aus dem Fenster wirft. Als mein Mann ihm das zum x-ten Mal verboten hatte, rief der Blockverschmutzer extra an und bat, ihm zu verzeihen, sonst würden seine Depressionen zunehmen. Das offene Fenster dient ihm weiterhin zur Entsorgung. Der Verwalter seinerseits kündigt solchen Mietern normalerweise, dieser aber scheint ihm leid zu tun. Der Araber sei halt ein bisschen krank und sehr vergesslich. Als der Lulatsch uns sah, kam er, beugte sich fast gar in den Snugli, legte seine Hand auf den kleinen Kinderkopf und flüsterte etwas von Bismillah und Mohammed, dann küsste er das Bébé auf seine dunklen Haare und ging von dannen.

Dann besuchten wir noch eine kaum Deutsch sprechende Albanerin, die eine Prise Zucker in den Snugli streute, damit das Kind eine Zuckersüsse werde. Zuhause wusch ich natürlich sofort ihr Gesichtlein, will keine prädentalen Probleme, weil sie sich schon Zucker von den Bäckchen leckt.

Zum Schluss, als wir auf dem Spielplatz waren, kam doch ganz zufällig meine Schwiegermutter und nahm ihr kleines Grosskind in den Arm. Ganz zufällig hatte sie ihre Handarbeit dabei. Ich setzte mich neben sie auf die Bank und fragte, was sie stricke – und ganz zufällig machte sie Söcklein für unsere Kleine.

Nach 36 Stunden zuhause, unternahm ich mit meinem Töchterchen unseren ersten Blockspaziergang.

Zuerst klingelte ich bei unseren direkten NachbarInnen. Sie sollten als erste wissen, welches Hämpfchen Mensch sie weinen hören werden. Alle begrüssten sie freudig, sprachen mit hohen und melodiösen Stimmen, machten grosse Augen und versicherten uns, dass wir ganz bestimmt niemanden stören. Sie seinen sowieso bald in den Ferien. Letztes Jahr seien sie gerade von Ägypten abgereist, als es den Bombenanschlag gab und wegen dem Flüssigsprengstoff vermeiden sie das Fliegen sowieso. Deshalb verreisen sie „nur“ ins Tessin.

Mein nächstes Ziel war ein Besuch in der Waschküche. Frau Sch., eine treue Pflanzengiesserin für Ferienleute, empfing mich überglücklich zu den ersten zu gehören, die das Bebe sehen. Sogleich fragte sie nach meinen Schwiegereltern. Nein, niemand habe sich gemeldet. Frau Sch. bemerkte, ich sei halt kein „Moslem-Froueli“, woraufhin ich kurz erklärte, dass das Verhalten meiner Schwiegerfamilie nichts mit dem Islam zu tun habe. Dann fragte sie, ob ich die zwölf verschleierten Frauen mit den zwanzig Kindern auf dem Spielplatz gesehen hätte und was bloss aus unserem Block werde, wenn kaum mehr Schweizer da wohnen. Ja, ich hätte die Libanesinnen gesehen und ich fände es wichtig, dass sie draussen einen Platz gefunden hätten, um zusammen zu sitzen. Damit verabschiedete ich mich.

Danach wollte ich die Neugierde der uralten urschweizer Frau R., Mutter des ehemaligen Hauswarts, stillen. Bisher verhielt sie sich meinem eingebürgerten Mann gegenüber respektlos und böse. Anstatt ihr mit Wut entgegenzutreten, hoffe ich, sie mit bemitleidender Herzlichkeit erweichen zu können. Leider ist sie in den Ferien und eine andere uralte Urschweizerin öffnete mir die Tür. Diese verbringe drei Stunden täglich mit Frau R.’s Katze; ihr Mann sei vor einem Jahr gestorben; ob ich ihre Wohnung anschauen wolle.
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Juppi, meine Familie ist wieder zuhause!

Sobald alles ausgepackt und die Hängematte fürs nächste Jahr verräumt ist, veröffentlicht vielleicht auch 3rd eines seiner vielen Ferienerlebnisse für den Blogk. Aber die Erwachsenen stürzen sich bestimmt sofort wieder ins Arbeitsleben.

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