So 23 Feb 2014
Schratten und Täler des restlichen Sonntagsbrots im Abendlicht
Eigentlich sollte es vergangene Nacht eine Züpfe (Butterzopf) werden. Gegen Mitternacht wog ich richtig, knetete tüchtig, liess an warmem Ort aufgehen, rollte zwei Stränge, flocht flugs, liess wieder aufgehen. Warf nach einer halben Stunde einen Blick auf mein Werk – es war inzwischen fladenartig, ein bisschen rechtslastig in die Breite gefallen. Welches Güegi hat mich nur gestochen, nach dreissig Jahren wieder so etwas backen zu wollen? Kläpfen könnte ich mich.
Zu Butterzöpfen habe ich ein gespaltenes verflochtenes Verhältnis. In meiner Jugend kamen sie äusserst selten auf den Tisch. Später zelebrierte meine Schwiegermutter jeden Samstag besonders das Aus-dem-Ofen-Nehmen dieses Teigbabys. Streng und ohne Ausnahme verhinderte sie jegliches Anschneiden am Samstag. Die Züpfe kam stets jungfräulich unter Schwiegervaters Sonntagsmesser.
In der Siebzigern, als wir im Block besonders gesund kochten, viel handarbeiteten, Beeren sammelten, bei jedem Wetter mit den Kindern durch den Wald stapften, aus Selbstgetöpferten assen, gabs den Sonntagszopf – solange, bis er irgendwann meinem Partner verleidete und er ihn das Bünzligste vom Bünzligen fand. Subito nahm ich mir vor, nie mehr je-mann-den mit Züpfen zu belästigen.
Weshalb musste es, nach so langer zum Glück leicht einzuhaltender Zopfbackabstinenz gerade jetzt sein? Letzte Nacht schmiss ich dann den Teig in zwei Cakeformen, bestrich mit Ei, verpasste ihm mit einem schaften Messer einen Mittelschnitt und übergab ihn für vierzig Minuten dem Ofen.
Das Resultat überzeugten mich nicht, obwohl ein unbestritten feiner Duft die Wohnung durchzog. Nach der kurzen Nacht telefonierte ich meinen Frühstücksgästen und bat sie, einen Zopf aus der Bäckerei mitzubringen. Sie weigerten sich, obwohl sie mit dem Fahrrad an einigen Bäckereien vorbei kamen. Was ich auch gebacken hätte, sie würden es essen, sei’s getoastet oder eingebrockt in Milchkaffee.
In der Gesellschaft solcher Gäste fand ich dann die Brote ganz fein, ohne dass gebrockt oder geröstet werden musste. Wer weiss, vielleicht entflicht sich ja endlich mein Verhältnis zu den Butterzöpfen.
Herzlichen Dank meinen Wochenend-Gästen die mir mitgebracht haben:
Mehrfruchtsaft mit Zink und Vitaminen
Selbstgemachte Knöpfli (Spätzli)
Hausgedörrte Früchte
Tomatensauce
Hausgemachte Teigwaren
Rebbergpfirsich-Konfi
März 3rd, 2014 at 19:54
Better late…