So 13 Feb 2022
Als junge Frau hatte meine Mutter kaum Gelegenheit, kochen zu lernen. Sie wurde „auf dem Feld“ gebraucht. Die Küche blieb ihr zeitlebens ein Muss, und es bestand nie Gefahr, dass sie dieses Terrain nur für sich beanspruchte. Als wir in die Bamershalten umgezogen waren, fing meine Mutter an, selber Brot zu backen. In der finsteren Küche versperrte ein riesiger, mit Metallplatten verkleideter Steinbackofen den Platz. Ausserhalb des Backtages diente er als „Kühlschrank“. Das Einheizen mit Reisigwellen war eine Wissenschaft, die sich meine Mutter schnell aneignete. In meiner Erinnerung kommen keine misslungenen Brote oder Kuchen (Wähen) vor. Wenn wieder sechs bis sieben riesige Laibe auf dem Brett, mit vier Drähten an der Kellerdecke aufgehängt, auskühlten, hätten wir Kinder ihnen am liebsten die goldbrauenen Kröpfe abgerissen und sie ausgehöhlt. Kaum war der duftende Nachschub aus dem Ofen, samt einigen mit süssem Eierguss bedeckten Früchtekuchen, fanden, wie mir schien, besonders viele Leute den Weg zu unserem abgelegenen Haus auf dem „überzügigen“ Hügelrücken. Da niemand hungrig und durstig von dannen geschickt wurde, sei’s der Dorfelektriker, der Briefträger, die Schulbuben mit der Brattig (Kalender), der „Reisend“ (Vertreter) mit den Oswald-Suppen, der „Reisend“ mit den Just-Bürsten, der „Reisend“ mit den eingebrannten, abgekürzten Bibelsprüchen auf Holztäfelchen Dennoch aufblicken, Ich hebe meine Augen auf, der „Reisend“ mit den Kälberstricken und dem Melkfett, Verwandte aus der Stadt mit ihren Gästen, wurde das Hängebrett schnell leer. Der Kauf von Hefe konnte zum Problem werden, weil die 50 Rappen dafür fehlten. In einer solch verzweifelten Situation fand Mutter einmal auf der Strasse ein Fünfzigrappenstück – wieder Brot für alle und noch heute eine frohe Familiengeschichte.
Am Wochenende waren alle, trotz 3facher Impfung, positiven Familienmitglieder genesen und mochten wieder essen. Zum gemeinsamen Zvieri brachten Tanja und Kaspar u.a. Hobelkäse aus dem Oberland und…
…ein grosses Steinofenbrot.
Dazu gab es Wasser und für die Erwachsenen ein Chopfab-Bier. Über Brot habe ich hier zum ersten Mal vor 16 Jahren geschrieben. Allen, die feine Brote backen und in ihren Blogs darüber berichten herzliche Grüsse und Merci!
Februar 17th, 2022 at 12:58
Liebe 1st, ich lese immer besonders gern mit, wenn du von deiner Kindheit erzählst und hab Bamershalten auf Google Maps gesucht. Ist es das Haus etwas oberhalb der Strasse? Oder steht es gar nicht mehr? Ich bin in den letzten Jahren auch zur Brotbäckerin geworden, finde es tröstlich und zugleich spannend. Man weiss nie so genau, wie das Brot dann aus dem Ofen kommt. In unserem Kühlschrank lebt sogar seit 2 Jahren ein Sauerteig. Kürzlich hab ich ein japanisches Milchbrot gebacken, das fanden die Kinder super. Für die kräftigen Roggenbrote können sie sich nicht immer begeistern.
Februar 17th, 2022 at 17:38
Ja, kräftige Roggenbrote brauchen manchmal auch für Erwachsene einen Bärenhunger oder einen feinen „Schnifel“ Käse obendrauf.
Bamershalten steht noch. Das Haus wurde saniert und der Zufahrtsweg verbesseret. Ich glaube, es werden dort nun Pferde gezüchtet.
Weiterhin feine Brote und liebe Grüsse aus dem 16. Stock.
Karte Bamershalten (unterhalb der Strasse;-))