Di 18 Aug 2009
Der Bus sucht sich seinen langen, holprigen und kurvenreichen Weg zwischen den Baustellen des Trams Bern West. Es stinkt indisch. Aber vielleicht denke ich das nur, weil meine geruchsinnige Erinnerung an Indien so weit weg ist. Die Pomade der Afrikaner, die Deos der Halbstarken, die angebissenen Kebabs, die halbvollen Windeln der unzähligen Bébés, das Sandelholzparfüm der Frau aus der Lorraine, die neu ein GA hat und nun die Stadt erkundet und meine eigene Ausdünstung drohen mir beinahe den Rest zu geben.
Da sticht eine saubere Gemeinderätin durch den schmalen Gang im Bus und fragt das ältere Paar in meinem Rücken, wo sie austeigen müsse, um in ein bestimmtes Altersheim zu kommen. Das Paar fragt nach der Adresse und die Gemeinderätin zieht einen tadellosen Ausdruck eines Outlook-Termins (auf Umweltpapier) aus einem Mäppchen und nennt die Strasse samt Nummer.
Da wird es komplizert. Zuerst sagt der ältere Herr sie solle „bei Stöckacker“ raus – andererseits, gibt es diese Station überhaupt noch? Nein, meinen die einen, ja, die anderen, die Station heisse bloss anders. Eine dritte Gruppe erklärt entschieden, nicht der Name, sondern die Lage der Station habe gändert, sie liege neu 200 Meter weiter in einer Seitenstrasse. Aha, dann müsste die Gemeinderätin einfach von dort auf die Hauptstrasse und dann Richtung Brücke laufen. Oder nein, nein, die Brücke, die gebe ja gar nicht mehr. Also, dann solle sie einfach Richtung der nächsten – im Moment nicht angefahrenen Busstation „Säge“ (sie wisse doch welche, oder?) gehen, dann komme sie automatisch am gewünschten Altersheim vorbei. Die Gemeinderätin bedankt sich freundlich, die Problematik fällt in ihr Fachgebiet. Sie studiert im Stehen ihre Sitzungsunterlagen und streicht die Hälfte mit Stabiloboss an. Ich versuche herauszufinden nach welchem Schema sie vorgeht und vergesse einen Moment den indischen Bus-Koller. Gemäss den Papieren ist die Gemeinderätin unterweg zu einer Sitzung eines Komittees für ein Baufest fürs Tram Bern West „TBW“.
Aber dieses Altersheim, meint der alte Mann viele Busstationen später, dieses Altersheim sei dann ein Block.
August 19th, 2009 at 16:47
Ob „Stöckacker“ oder „Säge“, die Bau-Mannen hätten ein Helmchen gegeben und Frau Gemeinderätin über die Brücklein getragen. War denn kein Schurnalist an Bord?
August 20th, 2009 at 07:37
ich wars nicht, mit dem sandelholz – wollte ich schreiben, weil ich erst dachte, das hier habe 1st geschrieben, die meiner ja noch nie ansichtig wurde. aber für meine gerüchteküche werde ich in nächster zeit evtl. ein wenig an den nachbarinnen schnüffeln bzw. arglos sagen, hesch du itz es GA?
August 20th, 2009 at 10:56
Wer weiss, vielleicht wird das Fahren auf der West-Strecke noch in.
Gestern, der Bus war ziemlich warm und leer, setzte sich eine Frau aus Münchenbuchsee neben mich – geruchlos frisch, Brillenfassung, Ohrschmuck und Lippenstift passend. Ich auch passend, aber vom Schwimmen verstrubbelt und mit ersten Schweissperlen auf der Nase. Die Müchenbuchseerin hatte leider im Zentrum keinen Parkplatz gefunden und musste deshalb weit in den Westen ausweichen. Sie erhielt von mir die Tramschienen (TBW) auf dieser Strecke erklärt und rezitierte dafür ein bisschen Georg Kreisler, der auf unserer Linie leider nicht so sehr bekannt ist.
August 20th, 2009 at 13:14
wie schön! tauben vergiften oder was fällt der dazu ein?
August 20th, 2009 at 13:51
Ich glaube, es handelte sich um „Oben – musikalische Komödie“. Auf jeden Fall etwas mit Ärzten und einer Nobelklinik.
Aber in Münchenbuchsee kennt man Kreisler besser als im 14er, entsch … und lieber Gruss. (Gelbtee ist gut gegen die Hitze)