Do 24 Sep 2009
Es freue sie ja auch, dass die Familie das Wochenende so genossen hätte, aber nun sei endlich genug gedankt, meinen die beiden Geburtstagskinder, welche uns ins Hotel am See eingeladen hatten.
Unglaublich, wie schnell man sich als Blockbewohnerin an ein Fünfsternehotel gewöhnen kann. Zum Empfang des reisestaubigen Gastes werden in der Loundge warmweiche Erfrischungstücher gereicht, auf Serviertablett mit Zange. Dann gibts einen Kelch Cidre. Vor dem Fenster der Niesen, welcher einen Wolkenkragen trägt.
Ehe man sichs (als Spa-Hasserin) versieht, schlappt man in Bademantel, Riesenbadetuch „am Arfel“ durch teppichbelegte Gänge, der Wellnessoase zu – und bleibt stundenlang. Man hängt wie ein Walfisch im warmen Salzwasser in welches einige Regentropfen fallen, wartet auf Blubber, Strömung und Strahl aus Düsen. Nach einigen Längen schwimmen im Hallenbad wird es Zeit für die Bodylotion „Alpiénne“ aus einheimischen Kräutern und „Babor“, die Blitzverjüngungskur aus der Ampulle (mit einem Kleenex sorgfältig die Spitze abbrechen und gleichmässig auf Gesicht, Hals und Decollté auftragen). Zum Apéro erscheinen alle porentief rein, duftend wie eine Alpenwiese und sichtbar verjüngt.
In der Bibliothek, unter dem verschmitzten Blick von Ferdinand Hodler,
setzt man sich zu Tisch. Auf Wunsch der Gefeierten wurde weder Holz, Stroh,
noch Bast oder Kork in die Dekoration verarbeitet, nur frische Blumen und Rosenblätter.
Können Tischreden einem im Gedächtnis bleiben? Ja.
Wenn ein Pâtissier-Weltmeister
(ohne seine Frau Cornelia wäre er das nach eigener Aussage nicht) unter den Gästen weilt, kann ein Dessert zu einem richtigen Event werden.
In der Hotelküche, unter den Augen der Gäste …
… der Küchencrew und des Hoteldirektors wird der süsse Gaumentanz arrangiert
Gekrönt wird die Schokoladedekoration mit einem Hauch Blattgold.
Noch nie vorher hatte ich Gold gegessen. Es sieht wirklich nobel aus.
Überrraschenderweise schmeckt es nach nichts.
Wenn man dann spät nachts ins Zimmer kommt, ist das Bett aufgedeckt, das Nachthemd mit Wespentaille gefaltet, das TV-Programm aufgeschlagen und der Champagner gekühlt. Auf dem Niesen brennt ein Licht. Spiez und Faulensee spiegeln sich im Wasser.
Johann Wolfgang Goethe, Ferdinand Hodler, Paul Klee, Curd Goetz, Toni Seiler wussten eben, wo absteigen – aber auch wir kommen wieder – Inshallah. Und noch einmal herzlichen Dank!
September 24th, 2009 at 12:44
So etwas sollte mir auch einmal passieren! Wer lädt mich ein? 🙂
September 25th, 2009 at 15:45
Liebe Vered – es ist so eine Sache: Wenn man 40 wird und – unstudiert – über 20 Jahre berufstätig ist, hat man ein riesiges Beziehungsnetz. Bei uns will es das Glück, dass wir auch noch Verwandte mit ebenso riesigem Beziehungsnetz und mit weltmeisterlichen Fähigkeiten im Gastgewerbe haben.
Klar, man kann nicht einfach nur Tauschgeschäfte machen, man muss schon ein bisschen sparen und rechzeitig planen, aber ich kann nur empfehlen, die Beziehungen der Verwandt- und Bekannstschaft zu nutzen und die Feste danach zu richten.
Etwas anderes Schönes hatten wir auch einmal: Am 70. Geburtstag meiner Schwiegermutter spielte mein Schwager (Saxophon) mit Zisman. Einfach weil sie sowieso gerade zusammen geprobt hatten. Das war Zufall/Beziehung – eben genial.
Oktober 9th, 2009 at 20:29
Das Dessert sieht ja wieder mal fantastisch aus einen lieben gruss an den weltmeister und an seine lieben frau cornelia