Fr 28 Jan 2005
In den Ästen der alten Bäumen habe ich heute zehn Saatkrähennester gezählt, richtige Horste, schwebend über der Strasse und den Bahngeleisen. Auf den Trottoirs liegt noch Schmierseifenschnee. Aber bald kommt der Frühling und mit ihm der lästige Lärm und Schmutz dieser Vögel und ihrer Brut. Mann hat alles versucht, wenigstens in den Berner-Bäumen Ruhe zu schaffen, hat Drähte gespannt, Plastikkegel über die Nester gestülpt oder sie zerstört, hat Plastikbretter auf die Landeflächen montiert, die Bäume stark beschnitten, sogar gefällt. Hier, an der Laupenstrasse findet man sie jedenfalls noch, und es kann durchaus sein, dass der Bär seinen Wackelplatz im Wappen nicht halten kann und stattdessen die schlaue und gefrässige Saatkrähe …
Im lieblichen Gürbetal hat mann gestern an einem besonders lauschigen Plätzchen Gülle ausgeführt und darin in sauberen Abständen eine Handvoll Maiskörner ausgelegt. Hübsch sieht das aus und ordentlich. Schon liegen einige tote Vögel auf dem Feld. Nicht in der Jauche. Wenn sie daraus ein Korn gefressen haben, schaffen sie noch einige Flügelschläge in den sauberen Schnee. Die Bise bläst in das blauschwarze Gefieder, bis der Mann mit der Plastiktüte die Krähe einsammelt.
2-4 Tausend sollen es werden, sonst sind die Bauern nicht zufrieden. Auch sie haben alles versucht, bevor diese Massnahme ergriffen wurde: Vogelscheuchen aufgestellt, Bänder gespannt, Ballone angebunden, Böller krachen lassen. (Das gefiel den sich im Nahen Erholenden nicht.) Der Landwirt Paul Messerli aus Kirchdorf spricht von grossen Schäden in der Landwirtschaft. Die Rabenkrähe hackt z.B. Löcher in den weichen Plastik der Siloballen. Das Heu, welches sie dann daraus verzehrt, sei nicht der Rede wert, hat Landwirt Messerli zwar versichert, aber die Regierung muss etwas tun für die Bauern, und das Tränendrüsendrück-Gewäsch aus der Vogelwarte Sempach und der Sozialdemokratischen Partei gibt ihm seine Ernte nicht wieder:
die Maiskolben, die Kabisköpfe fürs berühmte Sauerkraut, den Salat …
Herr M. hält gar nichts davon, es den Nepalesen und Indern gleich zu tun und mit der Familie so lange auf den angesäten Feldern zu campieren, bis die Schösslinge gross genug sind, allein gelassen zu werden.
Die Flinte ist auch keine Lösung, denn Krähen sind schwer zu treffen. Sie kennen nicht nur Vogelscheuchen, sondern auch ihren Jäger (und sein Auto) – schnell.