Ein Nischenprodukt zu er-finden und damit bis übers Lebensende hinaus (für die geliebten Nachkommen) ausgesorgt zu haben, war schon immer mein Wunsch.
In allen möglichen Situationen des täglichen Lebens hielt ich Ausschau nach einer leeren Nische, die erfolgreich ausgefüllt werden könnte. Mein Wunder-Fränsler, den ich bereits auf den Rand einer Zeitung gezeichnet hatte, wurde leider von Finanzkräftigeren auf den Markt gebracht.
Auch die Entwicklung chicer Klammern, mit welchen Krücken und sonstige Stöcke senkrecht parkiert werden könnten, blieb nur als Gekritzel auf einer Busfahrkarte.
Das „Auskunftsbüro von A-Z und für jede Lebenslage“, betrieben zusammen mit meinen schlauen Familienmitgliedern, wurde bereits in der Planung vom Internet abgewürgt.

Vor gut fünfzig Jahren besuchte ich eine Freundin in Berlin. Das Spital, in welchem sie arbeitete, ein roter Backsteinbau im Stil der deutschen Renaissance, war von wildem Wein überwachsen. Abgesehen davon, dass ihr Gezwitscher die Patienten aufheitere, würden die Vögel auch die Mücken fressen, und im Winter schütze das kahle Gerippe der Äste die Mauern vor dem starken Wind, sagte man mir.
So etwas wollte ich in meinem Quartier auch machen. Nachdem ich mich durch einige Bücher gelesen hatte, versuchte ich die Hausverwaltung, den Gärtner, die Bewohner und Bewohnerinnen von Fassadenbegrünung zu überzeugen – leider nur mit äusserst mässigem Erfolg. Die grösste Angst: Die Betonmauern könnten zerstört werden. Der vermehrte „Vogellärm“ in nächster Nähe würde den Leuten den Schlaf rauben, allerlei Spinnen und anderes Krabbelgetier würden sich in Vorhängen und Betten einnisten und im Herbst müssten mehr Blätter zusammengekehrt werden.
Irgendwie kam mein Geschäft nicht in Schwung.
Einmal fand ich dann einen abtrünnigen Gärtner, der stillschweigend einen wilden Wein und ein Geissblatt an den Fuss des 45 Meter hohen Kamins pflanzte.
Die Stauden wachsen (an einer intakten Mauer) jedes Jahr ein paar Meter.


Begrünung

(Kamin im herbstlichen Regen)

Als irgendein Betonwandschützer die Rebe einmal herunterreissen wollte, war der Kamin schon in einen Kataster des Instituts für Ökologe der Uni Bern aufgenommen und so für eine Weile unantastbar geworden – immerhin.

Rund um die Welt gibt es inzwischen fantastische Fassadenbegrünungen, hängende Gärten, bepflanzte Dächer, dressierte Balkondschungel an Hochhäusern, zauberhafte Innenwände, an welchen verschiedene Pflanzen in Ornamenten und Mustern wachsen (z.B. Airport Charles de Gaulle, Paris).

Was vertikales Grün anbelangt, wird Bern seinem Ruf besonders gerecht: es geht nur sehr laaaangsam voran, trotz schlechter Luft. Die einzige Vertikalbegrünung in der Stadt existiert an der schmalen Nordfront des neu erstellten Postparcs beim Bahnhof. Herr Werren, unser Stadtplaner meint: „Wir in der Stadt versuchen, den Baumbestand zu fördern.“ (blogk meint: „Gefördert“ wird, wenn eine Fällung voran ging.)
Von der Umsetzbarkeit von Fassadenbegrünungen ist Herr Werren nicht überzeugt – ihm seien keine Beispiele von grossen und erfolgreichen Umsetzungen bekannt.
Vor Grossem und Erfolgreichem wird unser Mann in unserer Stadt bestimmt verschont – aber ich bin, wie schon so oft, abgeschweift.

Falls auch Sie etwas für die leere Nische suchen, wünsche ich gutes Gelingen!
(Den Bananenschneider gibt es schon!)