Di 8 Okt 2019
Nach den Sommer- bis nahe an die Weihnachtsferien verbringen die Eltern der Kleinkrähen Stunden damit, die Köpfe ihrer Kinder von Läusen und deren Eier zu berfreien – eine wahre Sisyphusarbeit. Kaum sind alle läusefrei, kommen sicher ein paar Nachbarskinder und geben ihnen wieder einige der anhänglichen Viecher ab.
Trotz akribischem Läusekonzept der Stadt Bern, zu dem Merkblätter in 10 Sprachen vorliegen (selbstverständlich auch in Tigrinisch), lassen sich diese lästigen Kopfbewohner nur schwer vertreiben.
In der Stadt Bern werden die Läuse nach neusten Erkenntnissen korrekt behandelt, lese ich. Klar, denn wir behandeln alle korrekt: AsylbewerberInnen, Arbeitslose, Alte, Arme …).
Obwohl Fachleute immer wieder betonen, dass Kopfläuse nichts mit mangelnder Hygiene zu tun haben, geniert man sich, über die eigene Laus zu reden, was dieser zugute kommt und uns, wie gesagt, bis vor Weihnachten beschäftigt. Dank 2nd, male sind wir nun im Besitz eines luxuriösen Doppelkamms (aus Frankreich) mit Licht und Lupe.
Als sich vor einigen Jahren die erste Laus In die Haare von Kleinesmädchen setzte, erzählte ich ihm die Geschichte von Nechamah, die keine Lust hatte, ein Leben lang auf demselben Kopf zu wohnen. Neugierig zog sie in die weite Welt hinaus, rückte unter Onkel Rafis Soldatenhelm zum Reservedienst ein, reiste im Lockenkopf der bildhübschen Stewardess Rina in fremde Städte, schaffte es auf dem Haupt eines Ministers in die Knesset, erfuhr so allerlei, was streng geheim war. Als Nechamah sich zu langweilen begann, zog sie um In den roten Wuschelkopf eines berühmten Journalisten. Von dort aus moderierte sie täglich ihre eigene Show für die Läuse, Flöhe und Zecken des Landes.
Auch eine Laus möchte geliebt, beschenkt und verwöhnt werden, das ist verständlich. Deshalb hat Meir Shalev auch ein Happy End parat.
In Deutsch bekam die pfiffige Protagonistin leider einen anderen Namen:
Shalev, Meir : Luzie, die Laus, Diogenes, 1996, mit Ill. von Jossi Abulafia,
ISBN 978-3-257-00831-9
In Ivrith:
Shalev, Meir : HaKinah Nechamah, Tel Aviv : Am Oved, 1990, mit Ill. von Jossi Abulafia, ISBN 965-13-0679-3