So 12 Feb 2006
Rehe an verschneiten Waldrändern sind selten geworden. Als ich ein Kind war, kamen sie in kalten Wintern oft bis an unser Haus heran und knabberten an der Rinde der Obstbäume. Wir beobachteten die scheuen Tiere durch die vereisten Fenster.
In den vergangenen Wochen suchten sich einige Rehe ihr kärgliches Futter an einem Wald- und Strassenrand auf dem Längenberg. Gestern fuhr ich wieder diese Strecke. Die Rehe waren verschwunden. Zwei Jäger hatten ihr Auto am Waldrand geparkt und zogen mit ihren Flinten in die Hügel. Wahrscheinlich gab es „Reklamationen aus der (landwirtschaftlichen) Bevölkerung“. Denn nur so kann ich mir erklären, dass sich die Weidmänner ausserhalb der Jagdsaison auf der Pirsch befanden.
(In dieser Gegend bewahrt man die alten Wolfsnetze in der Kirche auf!)
Hier noch eine Geschichte aus erster Hand:
Vor vielen Jahren nahm ein junger Bauer, dem es in den „Högern und Chrächen“ am Längenberg zu eng geworden war, neben Frau, Kind und Kuhglocken auch eine Katze mit über den grossen Teich. Der Existenzkampf in der Fremde auf einer Farm war hart, das jahrelange Sitzen auf einem mächtigen Traktor zerrte an den Kräften.
Dieser Sohn der Region braucht nun dringend einen Heimaturlaub. Die alte Katze lebt nicht mehr. Aber ihre Urenkelin soll zurück zu ihren längenbergischen Wurzeln reisen dürfen. So wird die Katze in einem Körbchen oben auf das Gepäck gestellt und in einem kanadischen Flughafen Richtung Schweiz verladen. Bei der Kontrolle des Gepäckraumes ist der Käfig leer. Wo ist das Tier? Nach langem Suchen findet man es zerquetscht zwischen den Gepäckstücken. Mit Verspätung kann das Flugzeug abfliegen, allerdings ohne die Heimaturlauber. Es gilt, den Kadaver zu entsorgen, die entsprechenden Formalitäten zu erledigen und einen neuen Flug zu buchen.
So wie ich gehört habe, ist die Zahl der auswanderungswilligen Katzen auf dem Berg sehr zurückgegangen.
Februar 12th, 2006 at 19:03
hmmmm, wäre dann wohl besser gewesen die Kuhglocken in die Heimat zu führen als eine kanadisch-längenbergische Katze die keinen Bezug mehr hat zum Längenberg…(ich nehme mich sehr zusammen um nicht vor lachen zu sterbseln)
Februar 12th, 2006 at 20:18
Ich denke, die Kuhglocken werden ihren Weg zurück auch noch finden 😉
Februar 13th, 2006 at 08:33
Ha ha haaaaa! Die köstliche Geschichte aus erster Hand vertrieb gerade meinen Morgenmuff! Bonne journée!
Februar 14th, 2006 at 22:25
Leider ist die erste Hand Geschichte nicht auf die Jäger zu übertragen… (fände ich sehr viel köstlicher! Bonne nuit)
Februar 16th, 2006 at 08:29
Obwohl das Erwerben des JägerInnenpatents vor einigen Jahren erschwert wurde (und deshalb für zahlreiche Möchtegerne ein unüberwindbares Hindernis bedeutet), gibt es in der kleinen Schweiz immer noch sehr viele solche TierschützerInnen. Leider gibts auch immer mehr, die in den eigenen Familien auf Jagd gehen.
Februar 16th, 2006 at 20:25
12 Treffer ins Herz (wo auch sonst hin)