Mi 17 Jan 2007
Im heutigen „Bund“ wurde nun, ein Tag nach der Gratiszeitung, der Kunstdünger am Lauberhorn auch erwähnt. Nichts da von 1,5 Tonnen, es gehe hier höchstens um 800-900 kg, weibelte der Rennchef. Der kantonale Gewässerschützler versicherte, er sei davon ausgegangen, dass in „vernünftigem Mass“ gedüngt würde. Eine Zeile später hat er von allem nichts gewusst, bis die Nachricht via TV in seine Stube einfiel.
Grosse Sorgen um Trinkwasser, Pflanzen- und Tierwelt scheint man sich nicht zu machen. An Milka-Schoggi, Heidi-, Raclette- und Fonduekäse, Bergbutter, Wildbrett und Mineralwasser mit zartem Ammoniumnitrat-Geschmack werden wir uns sicher schnell gewöhnen.
Von Bernmobil habe ich bereits im frühen Vormittag einen Anruf zu meiner Absenk-Beschwerde erhalten. Herr Müller, der zuständige Mann für Kundenzufriedenheit dankte mir für mein Engagement. Gleichzeitig machte er mir klar, dass die Druckbälge der Busse nicht so häufig strapaziert werden dürften, wie ich es verlange. Aus diesen Bälgen wird beim seitlichen Absenken des Wagens eine Menge Luft herausgepresst, welche beim Heben wieder eingefüllt werden muss – ein riesiger Energieverbrauch! Wird zu oft gepresst, könne es zu „hinkenden Fahrzeugen“ kommen, so Herr Müller. Will ich das? Lauter hinkende Busse in der Stadt?
Mein Mail werde in die Ausbildung der Fahrer einfliessen, denn es sei gut möglich, dass noch „nachsensibilisiert“ werden müsse, allerdings ohne den „Chauffeuren den Äcke zu putzen“. (Ich höre und sehe sie auf ihren Schulbänken stöhnen, lauter Druckbälge, die mich am liebsten zerquetschen würden.)
Dazu müsse ich verstehen, dass der Fahrer nicht mehr als zwei Türen im Auge behalten könne, und wer hinten aussteige, habe Pech gehabt. Er vertraue fest auf den gesunden Menschenverstand seiner Mannen. Auf Krücken, Blindenstöcke/-hunde und Rollatoren werde er die Kursteilnehmer „punktuell ansprechen“.
Niemals und in keinem Fall, das müsse er mir klipp und klar sagen, würden die Busse für Frauen mit Kinder- und Einkaufswagen abgesenkt.
„Das glaube ich ihnen sofort. Würden hauptsächlich Männer mit Kinder- und Einkaufswagen im Bus fahren, würden Sie absenken und die heiligen Druckbälge müssten Ihnen schnuppe sein“, unterbreche ich den Kundenbetreuer. „Das enttäuscht mich aber, dass Sie sowas sagen. Aber die Gedanken sind frei!“ grollt er.
Heute Abend, als alle Leute an der Endstation ausgestiegen waren und niemand da zum Einsteigen, machte der Bus ein langes „Pffffff“, legte sich majestätisch sanft seitlich in die Schräge hin zum Trottoir – hat er mich etwa ausgelacht?
Januar 17th, 2007 at 22:52
Wären nicht nur die Gedanken frei, gäbe es auch hinkende Busse in der Stadt.
Wie das wohl in den Niederlanden ist?
Januar 18th, 2007 at 00:47
Keine Ahnung mit den Niederlanden. Haben die die Druckbälge outdoor?